„Wir erleben derzeit eine organisierte Verantwortungslosigkeit in Extremform. Mittlerweile macht es einen fassungslos, das Treiben der Bundesregierung zu beobachten: Wenn Bundesregierung, BND und Verfassungsschutz sowohl den Bundestag als auch die Öffentlichkeit wochenlang gezielt belogen hätten, müsste dies endlich Konsequenzen haben. Jede Empörung über die Überwachung durch die NSA und das Versprechen für Aufklärung zu sorgen, wären dann ebenfalls nichts als Lug und Trug. Nicht nur der NSA, sondern auch ihren fleißigsten Überwachungspartnern hierzulande muss der Stecker gezogen werden", erklärt Jan Korte, Mitglied im Vorstand der Fraktion DIE LINKE, zu einem Spiegel-Bericht, wonach die Zusammenarbeit deutscher und US-amerikanischer Geheimdienste beim Ausspähen von Daten viel enger sei, als bislang offiziell zugegeben. Korte weiter:
"Auf der einen Seite erleben wir eine untätig majestätisch über
allem schwebende Kanzlerin Merkel, unter ihr einen sich ahnungslos
gebenden überforderten Innenminister Friedrich. Dahinter tun und lassen
die Behördenchefs, was sie wollen. Mit Bauernopfern à la Schindler und
Maaßen ist es nicht mehr getan. Jetzt muss die große Zeit der radikalen
Reformen und Umbrüche kommen. Das ganze Geheimdienst- und
Schnüffelunwesen muss zur Disposition gestellt werden.
Es wird langsam wirklich eng für Merkel und Friedrich. Tag für Tag
kommen mehr Informationen ans Licht und das wahre Ausmaß und die
Verstrickung deutscher Dienste in die Überwachung wird deutlicher.
Sollten BND und BfV die Spähsoftware ‚XKeyscore’, von der ein Großteil
der monatlich rund 500 Millionen Kommunikationsdatensätze aus
Deutschland, auf die die NSA Zugriff hat, als eifrige Spitzelpartner und
nicht nur ‚zu Testzwecken’ im großen Stil eingesetzt haben, wären sie
des Verfassungsbruchs überführt. Dies und auch der Vorwurf, der BND habe
die Regierung so beeinflusst, dass Datenschutzgesetze auf lange Sicht
laxer ausgelegt werden, um größere Möglichkeiten für den Austausch von
Geheimdienst-Informationen zu schaffen, müssen umgehend und schonungslos
aufgeklärt werden. Der Verdacht steht im Raum, dass mit der
Vorratsdatenspeicherung nur nachträglich noch ein Rechtsrahmen für die
Totalerfassung der Kommunikationsdaten durch die Sicherheitsbehörden
geschaffen werden sollte. In diesem Licht betrachtet wird die neue
Offenheit der Kanzlerin für eine Überarbeitung der europäischen Regeln
zur Vorratsdatenspeicherung und für eine Verringerung der
Speicherfristen von sechs auf drei Monate auch erklärlich: Wer generell
alle Daten hat, muss sich auch nicht um ein paar Monate mehr oder
weniger Speicherfrist streiten.
Der Skandal ist schon lange keine reine Ausspähaffäre mehr. Wenn sich
die Regierung weiter jeglicher Aufklärung verweigert, muss von einem
Staatsnotstand gesprochen werden.
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