Es stellt sich heraus, dass der Klang des Verliebens genauso abstrakt, subjektiv und verschroben ist wie das Konzept selbst. Yoko Ono und John Lennon zählen zu den größten Liebenden der Geschichte, und „Two Virgins“ ist ein fiebriger Traum der Musique concrète, der das Verlieben der beiden in Echtzeit dokumentiert. Das Album ist eine kuriose und faszinierende Suite, aufgenommen an einem Wochenende im Frühjahr 1968 in Lennons Haus in Kenwood: Entfernte Gespräche; komisches Rollenspiel und Schritte; Lachen, Vogelgezwitscher und klirrende Klavierklänge; alberne Lieder und Stille; Tape-Delay, das Schreie, Bassgrollen und Stöhnen bis zum Mond und wieder zurück dehnt. Zwei junge Menschen versuchen, einander zu verblüffen, einander zum Lachen zu bringen und sich tief ineinander zu verlieben. John experimentiert mit Delay und Loops, während Yoko ihre expressionistischen Vokalisationen auslebt. Der Rauch und der Weingeruch sind fast hörbar. „Two Virgins No. 1“ beginnt mit einem sich wiederholenden, vogelartigen Pfeifen, das beinahe sofort abzubrechen droht, als das Magnetband um es herum abblättert. Doch wie durch ein Wunder wirken diese Klänge zu keinem Zeitpunkt bedrohlich oder gewalttätig. Es entfaltet sich zu einer Art gedehntem und verzerrtem Klavierwalzer, über dem sich Onos einzigartige Gesangsmelodie erhebt. In den letzten Minuten von Seite A hören wir Ono und Lennon, wie sie über einem tiefen, klingenden Dröhnen das Familienleben verspotten. „Bist du das? Bist du das?“, ruft Ono … mehr
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