▶︎ Helmut Lachenmann Complete Piano Works | Jonas Olsson | thanatosis

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Das ganze Jahr über, im Vorfeld seines 90. Geburtstags am 27. November, wurde der radikale deutsche Komponist Helmut Lachenmann für sein anhaltendes Werk gefeiert. Diese hervorragende neue Hommage des schwedischen Pianisten Jonas Olsson versammelt neue Interpretationen seines gesamten Soloklavierwerks aus den Jahren 1956–2017. Darin zeichnet sich ein eindrucksvoller Bogen nach, der sich in der chronologischen Anordnung der Musik entfaltet und mit seinen „5 Variationen über ein Thema von Franz Schubert“ beginnt, die, wie Paul Griffiths in seinem Begleittext treffend schreibt, „als Abschied vom traditionellen Klavierklang verstanden werden können“. Tatsächlich bewegte sich Lachenmann in den Jahren 1961/62, der Entstehungszeit seines zweiten Klavierwerks „Echo Andante“, nicht länger zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sondern schritt mit einem Werk in die Zukunft, in dem die scharfe Kantigkeit vieler Gesten vor allem dazu dient, das Verklingen und Überlagern der erzeugten Klänge zu beobachten. Das 1969 entstandene Stück „Guero“, benannt nach dem geschabten lateinamerikanischen Perkussionsinstrument, verdeutlicht die Meisterschaft des Komponisten im Einsatz und der Systematisierung erweiterter Spieltechniken, mit denen er neue Klangwelten erschließt – eine Erkundung des Inneren des Klaviers, eines unzusammenhängenden Summens auf gedämpften Saiten. Die sieben kurzen Sätze von „Ein Kinderspiel“ schrieb er 1980 für seinen Sohn David, und die Anziehungskraft des Werkes auf die extremen Höhen und Tiefen des Instruments lässt seine Eignung für junge Pianisten kaum erahnen. Es ist ein wunderbar unmittelbares Erlebnis, zugleich kindlich und genial. Weitere 17 Jahre sollten vergehen, bis er ein weiteres Klavierstück komponierte, doch „Serynade“ holte die verlorene Zeit auf und erweiterte die Resonanzstudie von „Echo Andante“ zu einem vielteiligen Meisterwerk. Die Sammlung schließt mit zwei kurzen Juwelen, die seine verdrängte Vergangenheit zu berühren scheinen – eine ironische Wendung für eine der kompromisslosesten Stimmen des letzten Jahrhunderts.