Bis
zu 400.000 Tonnen alter Teppichböden werden jedes Jahr verbrannt – DUH
kritisiert Greenwashing
von Markenherstellern wie Desso und Interface – Umweltverband fordert
nachweislich recyclingfähige Produkte, flächendeckende Sammelsysteme und
Recyclinganlagen in Deutschland – Einführung der Produktverantwortung
für Teppichböden notwendig
Berlin, 28.2.2017:
Deutschland hat ein großes Umweltproblem bei der Entsorgung
ausrangierter Teppichböden. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie
der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Demnach werden in Deutschland jedes
Jahr rund 400.000 Tonnen alter Teppichböden verbrannt.
Dadurch werden massenhaft recyclingfähige Kunststoffe vernichtet, das
Klima belastet und toxische Abfallprodukte erzeugt. Die DUH fordert alle
Teppichbodenhersteller dazu auf, ihre Produkte recyclingfähig zu
gestalten, flächendeckende Sammelsysteme anzubieten
und Recyclinganlagen in Deutschland aufzubauen. Weil die
Teppichbodenhersteller bislang kaum Verantwortung für die Entsorgung
ihrer Produkte übernehmen, sollte man sie durch die Einführung der
Produktverantwortung gesetzlich dazu verpflichten.
In dem von der DUH veröffentlichten Bericht „Unter den Teppich gekehrt: das große Entsorgungsproblem
der Teppichbodenindustrie in Deutschland“ (zur Studie:
http://l.duh.de/yxnmj) wird die problematische Verbrennung von
Teppichböden kritisiert und darüber berichtet, wie wenig sich die
Hersteller um die Entsorgung ihrer Produkte nach ihrem Lebensende
kümmern. Die Rücknahmemengen von Teppichen für ein Recycling
werden auf rund drei Prozent der in Verkehr gebrachten Menge geschätzt.
Wobei die DUH davon ausgeht, dass selbst dieser kleine Anteil
„recycelter Teppichböden“ zu minderwertigen Produkten, wie z.B.
Waschmaschinenteilen, Eimern oder Blumentöpfen downgecycelt
wird. Die im Kreislaufwirtschaftsgesetz festgelegte Abfallhierarchie,
wonach Abfälle vermieden oder (für die Verwendung im Kreislauf) recycelt
werden sollten, wird nach den Recherchen der DUH schlichtweg nicht
umgesetzt.
„Es
ist nicht hinnehmbar, dass Teppichböden, die hochwertige, für das
Recycling geeignete Kunststoffe
enthalten, in Deutschland nahezu vollständig verbrannt werden. Wir
sprechen bei rund 400.000 Tonnen Teppichböden im Jahr nicht von kleinen
Mengen. In der Verpackungsbranche und bei der Entsorgung von
Elektroaltgeräten wird ein verhältnismäßig großer Aufwand
um jeden Prozentpunkt bei der Wiederverwendung und dem Recycling
betrieben. Es ist unverständlich, dass bei den Herstellern von
Teppichböden mit der weitgehenden Wertstoffverbrennung eine
steinzeitliche Entsorgungspolitik erfolgt. Die technischen und
strukturellen
Voraussetzungen für eine separate Sammlung von Teppichböden sind ebenso
vorhanden wie die Technologien zur Wiederverwendung und zum Recycling.
Die Teppichindustrie muss jetzt damit beginnen, die gesetzlich
festgelegte Abfallhierarchie umzusetzen“,
fordert der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Die
DUH fordert ordnungsrechtliche Vorgaben gegenüber der
Teppichbodenindustrie und die Einführung
der Produktverantwortung. Verbindliche Vorgaben zur Wiederverwendung
und zum Recycling könnten darüber hinaus auch im Rahmen einer möglichen
Sperrmüllverordnung festgelegt werden. Gleichzeitig sollte die
Verbrennung recyclingfähiger Materialien ökonomisch
unattraktiv gemacht werden.
„Bisher
haben die Teppichbodenhersteller versucht, die unökologische Entsorgung
ihrer Produkte
unter den Teppich zu kehren. Durch Begriffe wie ´thermisches
Recycling´, was nichts anderes als die Verbrennung von Wertstoffen
bedeutet, soll eine stoffliche Verwertung vorgegaukelt werden“,
kritisiert der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Besonders bedauerlich sei es, dass die als nachhaltig geltenden
Teppichbodenhersteller Desso und Interface, trotz ambitionierter
Nachhaltigkeitsversprechungen über geschlossene Wertstoffkreisläufe,
bis heute nur zwischen 1,5 und 3 Prozent der von ihnen in Verkehr
gebrachten Teppichböden für ein Recycling zurücknehmen. Der Rest werde
verbrannt oder lande auf Deponien.
„Die Fakten stehen in einem starken Widerspruch zu den Zielen von
Interface, bis 2020 keine negativen Umweltauswirkungen mehr verursachen
zu wollen, oder von Desso, bis 2020 alle Produkte nach dem Cradle to
Cradle Prinzip herzustellen“, so Fischer weiter.
Teppichbodenhersteller
stehen vor der Herausforderung zukünftig die Wiederverwendung und ein
hochwertiges
Recycling beim Produktdesign zu berücksichtigen, die Sammelmengen und
Recyclingquoten deutlich zu erhöhen, Recyclingkapazitäten in Deutschland
aufzubauen und die für die Herstellung eingesetzten Materialien auf den
Produkten kenntlich zu machen.
Link:
Zur Studie „Unter den Teppich gekehrt: das große Entsorgungsproblem der Teppichindustrie in Deutschland“:
http://l.duh.de/yxnmj
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