21. Februar 2017

Castor-Transporte auf dem Neckar rücken näher


Transportschiff eingetroffen – Probefahrt geplant – holpriger Start –
Proteste vorbereitet

Die von der Energie Baden-Württemberg (EnBW) geplanten Castor-Transporte
per Schiff auf dem Neckar von Obrigheim nach Neckarwestheim rücken
näher. Am gestrigen Dienstag ist der Schubverband in der Region
eingetroffen, mit dem in insgesamt fünf Fahrten 15 Castor-Behälter mit
hochradioaktivem Atommüll aus dem abgeschalteten AKW Obrigheim zum
Zwischenlager am AKW Neckarwestheim gebracht werden sollen.

Die Transportstrecke ist etwa 50 Kilometer lang und führt durch
insgesamt sechs Schleusen und durch den dicht besiedelten Großraum
Heilbronn. Es wären die ersten Castor-Fuhren in Deutschland seit dem
letzten Gorleben-Transport im Jahr 2011 und überhaupt die ersten auf
einem Binnengewässer. Die Transportgenehmigung des Bundesamts für
kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) steht allerdings noch aus.

Die EnBW hatte vor einigen Tagen angekündigt, zuerst eine Probefahrt und
Probeverladung mit drei leeren Castor-Behältern durchzuführen. Da bisher
bis auf eine Ausnahme alle leeren Behälter noch in Neckarwestheim
lagern, müssen diese erst dort abgeholt und nach Obrigheim gebracht
werden. Derzeit ist der Schubverband auf dem Weg nach Neckarwestheim.
Über Nacht parkt er an der Schleuse in Bad Friedrichshall-Kochendorf
(Karte: http://osm.org/go/0DnV9kEb?m=).

Atomkraftgegnerinnen und -gegner aus regionalen und überregionalen
Initiativen haben das Bündnis „Neckar castorfrei“ gegründet und Proteste
gegen die Transporte angekündigt. Am 4. März ist eine Demonstration in
Heilbronn geplant. Auch Aktionen an den Transporttagen selbst sind in
Vorbereitung.

„Nur weil EnBW Geld sparen will und deshalb keine eigene robuste
Castor-Lagerhalle in Obrigheim baut, wird eine ganze Region den Gefahren
der Atomtransporte ausgesetzt“, erklärt Jochen Stay, Sprecher der
Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt. „Zudem sollen die Behälter in
Neckarwestheim in einem Tunnel im Steinbruch gelagert werden, dessen
Untergrund aufgrund von Auswaschungen im Kalkgestein instabil ist. Es
ist eine absurde Idee, genau dort den gefährlichsten Müll der Menschheit
unterzubringen. Wir werden dem nicht tatenlos zusehen.“

Noch ist allerdings die Anlegestelle in Obrigheim eine Baustelle. Dort
wurde in den letzten Tagen eine Verstärkung der Schiffsrampe mit
Betonblöcken und Stahlträgern angebracht. Die eigentliche Rampe sieht
noch wie ein Geröllhaufen aus. Gestern früh traf dann ein Baustellenboot
mit einem Bagger ein, um an der Anlegestelle zu arbeiten.

Bemerkenswert ist, welchen problematischen Fuhrpark die EnBW
zusammengestellt hat. Der unselbständige, 30 Jahre alte Schubleichter
„Lastdrager 40“ mit einer darauf montierten „Garage“ für die drei
Transporter mit den Castoren wird geschoben vom Schubschiff „Edda“, das
vor vier Jahren auf dem Mittellandkanal spektakulär in Brand geraten war:
http://www.neuepresse.de/Hannover/Bildergalerien/Brand-auf-dem-Mittellandkanal/(offset)/0
http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Region/Seelze/Nachrichten/Schlepper-Edda-brennt-auf-dem-Mittellandkanal

Als Reserve für einen Ausfall von „Edda“ fährt „Ronja“ mit. Dieses
Uralt-Schiff stammt wie das AKW in Obrigheim aus dem Jahr 1969 und hatte
ebenfalls schon einen Unfall:
http://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/genthin/1012522_Eisbrecher-Baer-befreit-Schubboot-Ronja-von-einer-Buhne-bei-Ferchland.html

 „Lastdrager 40“ misst 81,39 m, „Edda“ ist 25,66 m lang, zusammen sind
das 107,05 m und damit mehr als sie laut Genehmigung der
Schiffsanlagestelle in Neckarwestheim haben dürften, und auch mehr als
die zulässige Schiffslänge auf dem Neckar.

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