„Mit
dem von der türkischen Wahlbehörde bestätigten, aber nach wie vor
strittigen Sieg des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wird der
Demokratie in der Türkei der Todesstoß versetzt. Unter Bedingungen des
Ausnahmezustands und mit weiten Teilen der Opposition sowie kritischen
Journalisten in Haft kann nicht von freien und fairen Wahlen gesprochen
werden. Unter diesen Umständen ist der Wiedereinzug der
Oppositionspartei HDP ins Parlament ein großer Erfolg. Der
HDP-Spitzenkandidat Selahattin Demirtas muss endlich freigelassen und
die Schauprozesse gegen die demokratische Opposition beendet werden“,
sagt Heike Hänsel, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE,
die sich als Beobachterin auf Einladung der HDP in der kurdischen Stadt
Van aufhält. Die Außenpolitikerin weiter:
„In
den kurdischen Regionen war die Militärpräsenz massiv, schwerbewaffnete
Soldaten standen vor und in den Wahllokalen. Beobachter haben
kritisiert, dass Wahllokale gerade in den Oppositionshochburgen
zusammengelegt wurden und dadurch die Wege für zahlreiche Wähler
erheblich verlängert wurden, sodass sie nicht wählen gegangen sind. Wir
haben so den Eindruck gewonnen, dass die regierende AKP von Präsident
Erdogan ihren Einfluss auf Wahlbehörde, Armee und andere staatliche
Institutionen missbraucht hat, um ein für sie günstiges Resultat zu
erreichen. Die Unregelmäßigkeiten müssen daher aufgeklärt und die
inhaftierten unabhängigen Wahlbeobachter umgehend freigelassen werden.
Die
Bundesregierung darf nach dieser Wahl nicht zur Tagesordnung übergehen.
Deutsche Rüstungsexporte und die bisher nur eingefrorenen
EU-Beitrittsverhandlungen müssen endgültig gestoppt werden. Die massive
politische Einflussnahme Erdogans über religiöse Strukturen wie Ditib
hat zum hohen Wahlergebnis der AKP in Deutschland beigetragen und darf
nicht länger unterstützt und toleriert werden."
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