Deutsche
Umwelthilfe fordert wirtschaftliches und soziales Konzept für den
Kohlekonsens – Heutiger Kabinettsbeschluss belastet Stromkunden unnötig
Berlin 4.11.2015:
Die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert den heute getroffenen
Kabinettsbeschluss zur Subventionierung alter Braunkohlekraftwerke, die
ohnehin stillgelegt worden wären.
Mit der neu geschaffenen Kapazitätsreserve, in die einige der ältesten
und schmutzigsten Kraftwerke verschoben werden, wählt die
Bundesregierung den teuersten Weg, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Darüber hinaus hält die DUH diese Lösung für energiewirtschaftlich
unsinnig und fordert den Bundestag auf, zusätzliche Bedingungen an die
Zahlung zu knüpfen.
„Die Bundesregierung leistet Sterbehilfe für alte Braunkohlemeiler und hat sich für die teuerste
Option beim Klimaschutz entschieden. Die Zeche bezahlt der Stromkunde“, kritisiert DUH-Geschäftsführer
Sascha Müller-Kraenner. „Die einzigen Gewinner dieses
schmutzigen Deals sind die Betreiber alter Braunkohlekraftwerke, die
diese sowieso stillgelegt hätten.“ Müller-Kraenner betont, dass die Vergütung der entsprechenden Kraftwerke unbedingt an
Bedingungen geknüpft werden muss.
Nach
einer Vereinbarung zwischen dem Wirtschaftsministerium und den drei
Energieerzeugern RWE, Mibrag
und Vattenfall erhalten die Kraftwerksbetreiber für die Stilllegung
alter Braunkohlekraftwerke eine vertraglich fixierte Entschädigung. Auf
diese Weise sollen 12,5 Mio. der 22 Millionen Tonnen CO2 vermieden
werden, die der Stromsektor zusätzlich einsparen
muss, um die Klimaschutzziele bis 2020 zu erreichen. Im Ende 2014
veröffentlichten Klimaschutzplan der Bundesregierung war für den
gesamten Stromsektor eine Einsparung von 22 Millionen Tonnen CO2
jährlich, bis zum Jahre 2020, vorgesehen. Übrig geblieben ist
die beschlossene Kapazitätsreserve, mit der nur 12,5 Millionen CO2
vermieden werden. Als Kompensation zahlen die Stromkunden den Besitzern
der stillgelegten Kraftwerke insgesamt 1,6 Milliarden Euro. Umgerechnet
auf die Tonne vermiedenes CO2 ergibt das einen
Preis von 128 Euro/Tonne. Aktuell liegt der Preis für CO2-Zertifikate
an der Börse bei 8,65 Euro.
Die
DUH tritt für einen nationalen Kohlekonsens ein, der einen langfristig
geplanten, wirtschaftlich
und sozial verträglichen Ausstieg aus der Kohleverstromung ermöglicht.
Aus ihrer Sicht wäre das Geld für die Kapazitätsreserve besser in
Zukunftsinvestitionen für Deutschlands Kohlereviere und die dort
lebenden Menschen angelegt.
Für
Peter Ahmels, Leiter Energie- und Klimaschutz bei der DUH steht
die Einigung im klaren Widerspruch zur bisherigen Linie der
Bundesregierung, mehr Wettbewerb und Transparenz im Strommarkt
durchsetzen zu wollen:
„Die Vermeidung von Kohlendioxid muss genauso wettbewerblich
ausgeschrieben werden wie andere Energiedienstleistungen. Erst dann
entstehen preiswerte Lösungen.“
Die
Vergütung wird jedoch den Kraftwerksbetreibern dafür gezahlt, dass sie
die Kraftwerke in „Sicherheitsbereitschaft“
vorhalten. Damit werden sie vorübergehend Teil der neuen
Kapazitätsreserve, über die das Kabinett ebenfalls heute entschieden
hat. Schon im Juli hatte die Bundesregierung zugegeben, dass die
geplante Vergütung gegen EU-Wettbewerbsrecht verstoßen könnte.
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