(BUP) Lippold: CO2-Obergrenze hätte für älteste Boxberg-Blöcke noch vor
2020 weitreichende Konsequenzen. Um das deutsche Klimaschutzziel für
2020 zu erreichen, hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD)
jetzt die ältesten und umweltschädlichsten Kohle-Kraftwerke ins Visier
genommen.
Laut einem bekannt gewordenen Eckpunktepapier nehmen
die im Szenarienrahmen der Bundesnetzagentur beschriebenen Varianten
konkrete Formen an: Braunkohlenkraftwerke als schmutzigste und
klimaschädlichste Energieerzeuger sollen vom Netz. Je älter, desto
schneller.
Das nun auch für Deutschland vorgeschlagenen
Instrument ist bereits aus den USA und Großbritannien bekannt: eine
Obergrenze für CO2-Emissionen.
Dazu erklärt Dr. Gerd Lippold, energiepolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:
"Das
sich abzeichnende Szenario muss in Sachsen endlich ernsthaft diskutiert
werden. Wir GRÜNEN drängen seit Monaten darauf. CDU und SPD stecken
hingegen den Kopf in den Sand und verweigern sich der energie- und
klimapolitischen Realität. Entweder Sachsen bringt Kohleausstieg und
Strukturwandel in der Lausitz selbst voran oder Sachsen wird aus der
Kohle ausgestiegen."
"Die Gabriel-Pläne würden bereits 2018 bzw.
2019 erhebliche Folgen für zwei dann 40 Jahre alte 500 MW-Blöcke des
sächsischen Großkraftwerks Boxberg haben. Sie stoßen heute sieben bis
acht Millionen Tonnen CO2 pro Jahr aus. Ein CO2-Budget von zusammen
maximal nur noch drei Millionen Tonnen, würde nur noch für höchstens
2.850 Volllaststunden pro Jahr reichen. Die restlichen 5.910 Stunden des
Jahres wären die Kessel aus. Aber auch bei anderen möglichen Varianten
stünde fest: mindestens vier Millionen Tonnen Kohle aus den Tagebauen
Nochten und Reichwalde müssten pro Jahr in der Erde bleiben. Das ist
etwa ein Viertel des Gesamtverbrauchs aller heute betriebenen vier
Kraftwerksblöcke in Boxberg. Hinzu kommt, dass bereits in sechs Jahren
eine CO2-Deckelung auch beim nächsten 900 MW-Block des Kraftwerkes zu
wirken beginnt."
"Wollten die Betreiber die alten Blöcke dennoch
weiter wie bisher im Dauerbetrieb fahren, dann müssten sie je Tonne
zusätzlich verbrannter Kohle eine Strafzahlung leisten. Als Höhe werden
etwa 20 Euro pro Tonne diskutiert."
"Die Reduzierung des
Kohlebedarfs in Boxberg noch vor 2020 hätte weitreichende Konsequenzen
auch für die Tagebaupläne. Es wäre völlig unverantwortlich, vor diesem
Hintergrund die Tagebauerweiterung Nochten II und damit den Verlust
weiterer Dörfer in der Lausitz mit 1.700 umzusiedelnden Menschen weiter
>>zügig<< genehmigen zu wollen, wie Ministerpräsident
Tillich noch in seinem jüngsten Brief in Sachen Vattenfall versprochen
hatte. Die Erweiterungspläne werden mit der Annahme eines
Volllastbetriebs des Kraftwerks bis weit nach 2040 begründet. Sie sind
vor dem Hintergrund der Pläne der Bundesregierung unhaltbar."
"Beim
Thema Braunkohle setzen CDU und SPD in Sachsen nicht nur die politische
Glaubwürdigkeit aufs Spiel, sondern das Schicksal ganzer Regionen im
Freistaat Sachsen."
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