+++Rechenschaftsberichte: Intransparente Parteienfinanzierung im
Wahljahr 2013+++
+BMW steigt von Parteispenden auf Sponsoring um – Folge: weniger
Transparenz+
Berlin, 29. März 2015. Anlässlich der Veröffentlichung der
Rechenschaftsberichte der Parteien für das Wahljahr 2013 mahnt
LobbyControl mehr Transparenz bei der Parteienfinanzierung an.
Die Rechenschaftsberichte belegen erneut gravierende
Regulierungslücken. Selbst nach der Veröffentlichung der
Rechenschaftsberichte bleiben viele Einnahmequellen der Parteien
undurchsichtig. Das gilt auch für die Finanzierung des
Bundestagswahlkampfs 2013. LobbyControl fordert, die Schwellen zur
Offenlegungspflicht zu senken und Einnahmen aus Sponsoring
namentlich auszuweisen.
Nur 34 Prozent aller Spenden von Unternehmen und Verbänden an die im
Bundestag vertretenen Parteien sind für das Jahr 2013 namentlich
ausgewiesen. Die Herkunft aller übrigen Spenden von juristischen
Personen bleibt unbekannt, weil sie unter der
Veröffentlichtungsschwelle von 10.000 Euro liegen.
"Den Bürgerinnen und Bürgern werden weiterhin wichtige Informationen
über die Herkunft der Parteispenden vorenthalten", kritisiert
Christina Deckwirth von LobbyControl. "Es darf nicht sein, dass die
Finanzierung der deutschen Parteien so undurchsichtig ist. Vor allem
eine intransparente Wahlkampffinanzierung ist einer Demokratie
unwürdig."
Im Jahr 2013 wurden nur Spenden über 50.000 Euro veröffentlicht -
und diese größtenteils erst nach der Bundestagswahl. Erst jetzt, 18
Monate nach der Wahl, werden auch Spenden über 10.000 Euro
veröffentlicht.
"Bundesregierung und Bundestag müssen dringend die Transparenzregeln
für die Parteienfinanzierung verschärfen", so Deckwirth.
"LobbyControl fordert, dass Spenden ab 2.000 Euro in den
Rechenschaftsberichten angezeigt werden. Ab 10.000 Euro sollten sie
sofort veröffentlicht werden."
Undurchsichtig bleibt außerdem, wie viele Einnahmen die Parteien aus
dem Parteisponsoring erzielten. Diese Angaben werden in den
Rechenschaftsberichten nur in einem Sammelposten aufgeführt. „Der
frühere Großspender BMW hat gegenüber LobbyControl bestätigt, dass
er 2013 angefangen hat, seine Zuwendungen an Parteien durch
Sponsoring einzelner Parteiveranstaltungen zu ersetzen. Damit ist in
den Rechenschaftsberichten nicht mehr nachvollziehbar, mit welchen
Summen der Konzern die Parteien unterstützt. Wir fordern, das
Parteisponsoring den gleichen Transparenzpflichten zu unterwerfen
wie die Parteispenden.“
Die Praxis des Parteisponsorings steht schon seit vielen Jahren in
der Kritik. Erst im Januar 2013 drängte Bundestagspräsident Lammert
erneut auf mehr Transparenz beim Parteisponsoring. Auch der
Europarat forderte Deutschland wiederholt auf, die
Parteienfinanzierung transparenter zu gestalten und die Kontrollen
zu verbessern. "Fünf Jahre nach der Rent-a-Rüttgers-Affäre hat sich
in Deutschland nichts getan. Herr Lammert und Frau Merkel stehen in
der Pflicht, endlich konkrete Schritte für mehr Transparenz beim
Parteisponsoring einzuleiten", erklärt Christina Deckwirth.
Die im Bundestag vertretenen Parteien erhielten 2013 von Unternehmen
und Verbänden (juristischen Personen) insgesamt 20,5 Millionen Euro
in Form von Spenden. Sie erhielten damit 58,6% mehr als im Vorjahr
und 15,7% weniger als im letzten Wahljahr 2009. Auffällig ist, dass
die Unionsparteien fast 4,6-mal so viele Spenden von juristischen
Personen erhielten wie SPD, Grüne und Linke zusammen. Dieses
Verhältnis hat sich im Vergleich zum Wahljahr 2009 deutlich
verschoben: Damals erhielten CDU und CSU zusammen 3,6-mal so viele
Unternehmens- und Verbandsspenden wie Rot-Rot-Grün. Die Union ging
so mit einem klaren finanziellen Vorteil in die Große Koalition.
Die Top-Spender
Der größte Spender im Jahr 2013 war der Verband der Bayerischen
Metall- und Elektroindustrie mit 727.322,50 Euro. Weitere
Großspenden kamen von der BMW-Eigentümerfamilie Quandt/Klatten
(690.000 Euro), der Deutschen Vermögensberatung AG und ihrem Umfeld
(553.000 Euro) sowie BMW (288.735,93 Euro).
Eine Übersicht über die zehn größten Spender befindet sich unter
www.lobbycontrol.de.
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