EnBW: Energiewende richtig
machen?
Zur bevorstehenden Hauptversammlung der EnBW
fordern Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen ein konsequentes Umschwenken
des Konzerns.
„Die EnBW erkennt zwar an, dass eine Neuausrichtung
des Unternehmens nötig ist, duckt sich aber immer noch vor ihrer
klimapolitischen Verantwortung “, erklärt Heffa Schücking, Geschäftsführerin der
Umweltorganisation urgewald. Im Geschäftsbericht des Konzerns heißt es zwar:
„die EnBW trägt aktiv und messbar zum Klimaschutz bei“. Ihre eigenen Zahlen
belegen jedoch das Gegenteil: Seit 2009 sind EnBWs CO2 Emissionen pro erzeugter Kilowattstunde Strom
kontinuierlich gestiegen, und zwar um 67 Prozent. Noch in diesem Jahr nimmt EnBW
zwei weitere Steinkohleblöcke in Betrieb, mit der Folge, dass die
CO2-Emissionen des Konzerns
noch höher werden. „Klimaschutz sieht anders aus. Wenn die EnBW ernsthaft
nachhaltig werden will, braucht sie dringend einen Fahrplan zum Kohleausstieg!“
fordert Schücking.
Besonders für einen Konzern, der sich in öffentlicher
Hand befindet, sind diese Zahlen ein Armutszeugnis. „Die Landesregierung
Baden-Württemberg will die Emissionen des Bundeslandes bis 2020 um 25%
verringern, vergisst aber den landeseigenen Energieversorger einzubeziehen“, so
Schücking. Für die Energiepolitik der EnBW sind neben dem Land, die kommunalen
Anteilseigner (OEW) verantwortlich. „Diese setzen sich jedoch nicht mit den
massiven ökologischen Folgen von EnBWs Brennstoffbedarf auseinander. Das
Engagement von Ravensburg, Freudenstadt und anderen Mitgliedern der OEW, die als
„Fair-Trade Towns“ ausgezeichnet wurden, in allen Ehren, aber sie müssen
aufhören, die Steinkohle aus der Diskussion um faire Beschaffung auszublenden“,
so Schücking.
Auch internationale Gäste verlangen Änderungen vom
Konzern. EnBW bezieht Kohle für seine Kraftwerke vor allem aus Kolumbien,
Russland und den USA. In Kolumbien wird den Minenbetreibern Drummond und Prodeco
vorgeworfen, jahrelang paramilitärische Einheiten finanziert und von deren
Gewalt und Vertreibungen in der Bergbauregion profitiert zu haben. Marianne
Moor, von der niederländischen Friedensbewegung PAX, hat in Kolumbiens
Bergbauregion Cesar recherchiert und die Vorwürfe bestätigt gefunden. „Obwohl
EnBW diese Probleme bekannt sind, bezieht der Konzern nach wie vor Kohle von
beiden Unternehmen. Eine nachhaltige EnBW müsste aber Unternehmen ausschließen,
denen so schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden!“, sagt
Moor.
Paul Corbit Brown ist aus den USA angereist. In
seiner Heimat, den Appalachen, wird Kohle durch „Mountaintop Removal“ gewonnen.
Dabei werden ganze Bergspitzen weggesprengt und der giftige Abraum verseucht
Boden, Luft und Wasser. „Unser Trinkwasser enthält Selen, Arsen, Cadmium,
Quecksilber, Blei und andere Schwermetalle. Wir zahlen mit unserer Gesundheit
den Preis für EnBWs billige Importkohle“, erklärt Brown. Wissenschaftliche
Studien schätzen, dass das Mountaintop Removal Verfahren zu jährlich 4.000
vorzeitigen Todesfällen in den Appalachen führt. Im letzten Jahr forderte
deshalb eine nationale Ärzte-Kommission in den USA ein Moratorium für diese Form
des Kohleabbaus. Namhafte internationale Banken wie BNP Paribas, UniCredit und
die Royal Bank of Scotland schließen inzwischen große Produzenten von Kohle aus
Mountaintop Removal von einer Finanzierung aus. „Wenn selbst Finanzhäuser
verstanden haben, dass diese Firmen unethisch handeln, sollte auch die EnBW
umdenken und aus dem dreckigen Geschäft mit dieser Kohle aussteigen“, fordert
Brown.

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