2. Mai 2020

Petition · Bundesregierung: Homeschooling legalisieren · Change.org

Weil wir in den letzten Wochen immer wieder kritische Stimmen hören was das unfreiwillige "Homeschooling" in Deutschland dieser Tage betrifft möchten wir gerne von unseren positiven Erfahrungen berichten und uns für die Beibehaltung des häuslichen Lernens auf Wunsch, auch nach der Corona Krise, aussprechen. Es geht darum Familien zukünftig ein selbstbestimmtes Lernen zu ermöglichen. Die Einführung einer Bildungspflicht statt einer Schulanwesenheitspflicht kann der erste Schritt in die richtige Richtung sein.

Wir sind ein Mehrgenerationenhaushalt. Bei uns leben auch Menschen aus Risikogruppen. Hier wohnen kranke, schwangere, sehr alte und sehr junge Menschen miteinander. Durch das Familienmodell des Mehrgenerationenhaushaltes wie er früher üblich war haben wir immer einen Betreuer zur Hand und unsere Schüler können sich von Eltern, Großeltern und älteren Geschwistern beim Lernen betreuen lassen. Mit Hilfe der unzähligen Möglichkeiten, die das Internet bietet, können sich alle Beteiligten vergessenes Schulwissen leicht wieder aneignen oder neu erlernen. Obwohl wir auf dem Land leben und unser Internetzugang nicht sehr schnell ist, stellt es für uns kein Problem dar das geforderte Arbeitspensum bei 6 Schulkindern zu bewältigen. Unsere Ältesten arbeiten mit einem Smartphone, einem Drucker/Scanner und viel Begeisterung und Elan meist vollkommen eigenständig. Der Einwand vielen Schülern fehle die geeignete Ausrüstung, um am unfreiwilligen "Homeschooling" dieser Zeit teilzunehmen, ist in Anbetracht der Tatsache, dass Mobiltelefone schon lange für viele ein wichtiger Teil des alltäglichen Lebens geworden sind also recht unrealistisch.
Auch das viel gebrauchte Argument Schule sei unerlässlich zur Schulung von Sozialkompetenz und die Unterstellung Schulen wären der einzige Ort, um Gemeinschaftserfahrungen zu machen ist in Anbetracht der unendlich vielen Möglichkeiten außerhalb von Schule und Arbeitsplatz soziale Kontakte zu pflegen unverständlich. Angesichts der vielen Mobbingopfer an Schulen ist das Argument, der Schulbesuch sei wichtig für die Schulung der sozialen Kompetenz und werde darum durch eine Schulanwesenheitspflicht sichergestellt, ohnehin sehr fraglich. Nach Storck (1986), leiden 60% der Schüler unter Schulangst. Soziale Kompetenzen erwerben unsere Kinder im Verband von Familie, Freunden, Nachbarn, Lerngruppen und sogar in Videochats. Dazu bedarf es keiner Schulanwesenheitspflicht. Das soziale Miteinander kommt ohne einen Schulbesuch nicht zum Erliegen. Ein Schulbesuch kann der richtige Weg sein. Pädagogisch betrachtet ist jedoch jeder Mensch und auch sein Lernverhalten individuell und so sollte es auch nahe liegen, dass nicht für jedes Kind dieser Weg der richtige ist. Schule ist also nicht per se gut oder schlecht, aber sie ist auch nicht für jedes Kind oder Jugendlichen eine tolle Erfahrung an der er wächst.
In allen europäischen Ländern (außer Deutschland) ist Homeschooling als Bildungsalternative erlaubt oder zumindest unter Auflagen möglich. Es gibt eine Bildungspflicht, die die Eltern verpflichtet ihrem Kind Bildung zukommen zu lassen. Das bedeutet unter anderem auch die Nutzung von Fachliteratur, Schulbüchern, Bibliotheken, Medien, Museen und die Interaktion mit anderen Menschen, die über entsprechendes Wissen verfügen. Die Eltern müssen also nicht primär zu allem im Stande sein was ein Lehrer kann, aber sie müssen sich selbst als Schlüssel- bzw. Vermittlungskomponente von Wissen sehen und sich dieser Verantwortung bewusst sein.
In der Menschenrechtsdeklaration der UNO von 1948, von der BRD in den 1980er-Jahren ratifiziert, heißt es in Artikel 26 (3): Eltern haben das vorrangige Recht, die Art der Bildung und Erziehung, die ihre Kinder erhalten sollen, zu wählen. Deutschland aber hält anders als sieben andere europäische Länder an einer rigiden Schulanwesenheitspflicht fest, anstatt es den Eltern zu überlassen, wie und durch wen die Kinder den Unterrichtsstoff lernen. Die Schulanwesenheitspflicht ist ein Relikt aus der Nazizeit. Hitler wollte, dass der Nazistaat die komplette Kontrolle über die Gesinnung der jungen Leute besaß.
Hätte die rigorose staatliche Schulpflicht Auswirkungen auf den Lernerfolg, müsste Deutschland in den Pisa-Tests ganz vorne mit dabei sein – was nicht der Fall ist. In Finnland, dem Pisa-Musterland, ist Homeschooling legal. Vorgeschrieben ist dort nur die Bildungspflicht, die durch staatliche Prüfungen, aber nicht durch staatlichen Unterricht nachgewiesen wird.
Ein besonders wichtiger Aspekt ist die Entscheidungsteilnahme des Kindes. Ein Kind, das die Schule besuchen möchte, sollte dieses auch dürfen. Ein Kind das sich dabei unwohl fühlt sollte aber nicht zum Schulbesuch gezwungen werden.
Ursprünglich sollte der Schulzwang lediglich verhindern, dass bildungsunwillige Eltern ihre Kinder nicht in den Unterricht schicken. Das gerade hierzulande immer hochgehaltene Prinzip der Subsidiarität besagt: Der Staat muss erst dann einschreiten, wenn die Privaten versagen. Er muss also schützend eingreifen, wenn zu befürchteten ist den Kindern würde Bildung vorenthalten oder sie würden auf gefährliche Weise indoktriniert. Die Behörden Deutschlands sind aber der Ansicht, dass Bildung und sozialen Kompetenzen ohne die Schule verloren gingen. Vorliegende Studien, die größtenteils in den USA oder Kanada durchgeführt worden sind, zeigen jedoch das Gegenteil und sprechen sich sogar für das Homeschooling und deren positiven Effekte aus. In den USA wird es sogar finanziell gefördert.
Nun ist es am Gesetzgeber die Möglichkeiten digitaler Bildung zu organisieren und die Voraussetzungen dafür zu schaffen das Schüler die das Homeschooling wünschen dabei von Staat, Schulen und Lehrern sowie mit Hilfe des häuslichen Umfeldes optimal begleitet werden können.



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