Umweltschützer kritisieren falschen Einsatz von EU-Agrargeldern
Bonn, 1. 6. 2018 – Gegen umweltschädliche
Agrarsubventionen demonstrieren Greenpeace-Aktivisten und Landwirte der
Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL) heute in Bonn.
Während Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) im dortigen
Landwirtschaftsministerium die Agrar-Reformvorschläge aus Brüssel
vorstellt, schreddern die Aktivisten vor dem Gebäude symbolisch
Geldscheine. Sie kritisieren, dass Brüssel weiterhin industrielle
Großbetriebe finanziell bevorzugen will. „Europas neue
Landwirtschaftspolitik wird weiter Familienbetriebe zerstören und
Industrieunternehmen reicher machen“, sagt Martin Hofstetter,
Agrarexperte von Greenpeace: „Steuergelder sollten ökologisch
orientierte Höfe fördern, die Tieren bessere Haltung garantieren und
gegen das Artensterben angehen.“ Greenpeace und die AbL fordern Klöckner
auf, den deutschen Anteil der EU-Agrarzahlungen von jährlich sechs
Milliarden Euro maßgeblich an Betriebe zu zahlen, die sich am
notwendigen ökologischen Umbau der Landwirtschaft beteiligen.
Nach den Plänen von EU-Agrarkommissar
Phil Hogan sollen Gelder weiterhin nach der Größe der
landwirtschaftlichen Betriebsfläche ausgezahlt werden. Dieses System
kommt nicht nur Großbetrieben mit wenigen Arbeitskräften zugute. Auch
fachfremde Investoren profitieren von den Subventionen. So
gehören beispielweise der Gründerfamilie des
deutsch-niederländisch-südafrikanischen Möbelkonzerns Steinhoff rund
20.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen in Ostdeutschland. Steinhoff
erhält für diese Flächen jährlich rund fünf Millionen Euro
Agrar-Subventionen.
„Wir stecken mitten in einer tiefen ökologischen Krise“
„Seit Jahren liegen der Bundesregierung
Berichte über die negativen Folgen außerlandwirtschaftlicher
Investitionen vor: Die Bodenpreise steigen, der Umweltschutz leidet und
dörfliche Strukturen werden zerstört“, sagt Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der AbL. „Viele Unternehmen sanieren sich mit Subventionen, die eigentlich in die landwirtschaftliche Erzeugung fließen sollten.
Belohnt werden sollten stattdessen umwelt- und klimaschonende
Leistungen der Bauern wie eine vielfältige Fruchtfolge, Erhalt von
Grünland und Hecken und eine tiergerechte Haltung.“ Unter www.abl-ev.de/abl-punktesystem legt die AbL ein Konzept vor, wie Agrarsubventionen Umwelt- und Tierschutz honorieren können.
Unter dem Titel „Der stumme Frühling“
haben Wissenschaftler vergangene Woche erneut aufgezeigt, wie eine
industrielle chemieintensive Landwirtschaft das Artensterben
beschleunigt. „Wir stecken mitten in einer tiefen ökologischen Krise:
Bienen und Insekten, Vögel und Schmetterlinge verschwinden, unser
Trinkwasser wird durch Gülleüberdüngung aus der Intensivtierhaltung
bedroht. Ministerin Klöckner kann nicht einfach weitermachen wie
bisher“, so Hofstetter.
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