„Eine politisch und finanziell so
weitreichende Entscheidung wie die Einrichtung eines hochgerüsteten und
potentiell aggressiven militärischen Kerneuropas darf eine bereits
abgewählte Regierung nicht treffen. Es ist ein Skandal, dass die
scheidende Bundesregierung am 18. Oktober eine entsprechende
Entscheidung getroffen hat, die nun nicht einmal vom neu gewählten
Bundestag kontrolliert werden soll, obwohl bereits im November auf
EU-Ebene Fakten geschaffen werden sollen“, erklärt der
Bundestagsabgeordnete, Alexander Neu. Neu weiter:
„Die alte und heute noch kommissarisch agierende Bundesregierung hat
es offenbar sehr eilig. Die formelle Meldung der Bereitschaft
Deutschlands, an einem solchen militärischen Kerneuropa teilzunehmen,
soll am Rande des Rates für Auswärtige Beziehungen am 13. November
erfolgen, die abschließende Entscheidung zur Gründung einer sogenannten
Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit (SSZ) bei der darauffolgenden
Ratssitzung am 11. Dezember. Eine Ablehnung einzelner teils sehr
kritischer Staaten kann dieses Projekt leider nicht aufhalten.
Es ist skandalös, dass eine Beteiligung des Bundestages am
Entscheidungsprozess bis jetzt nicht vorgesehen ist, obwohl es bei der
Entscheidung für die Schaffung eines militärischen Kerneuropas um eine
Reihe bindender Verpflichtungen geht. Im Rahmen der SSZ werden zum
Beispiel Vorgaben gemacht, die die Ausrichtung der Bundeswehr, den
Einsatz von Soldaten, die Kooperation bei Forschung und Aufrüstung, die
Transportkapazitäten bei Militäreinsätzen und vor allem die Finanzierung
dieser Ambitionen betreffen. Die militärischen Ambitionen sollen bis
Dezember in einer Liste zusammengefasst werden und dann von einem eigens
eingerichteten Mechanismus jährlich auf ihre Erfüllung hin überprüft
werden. Dies hätte massive Auswirkungen auf den Entscheidungsspielraum
der nationalen Parlamente bei deren Haushaltsberatungen.
Angesichts der Tragweite der Entscheidung ist es mit demokratischen
Ansprüchen schwer zu vereinbaren, dass die bereits abgewählte
Bundesregierung am 18. Oktober Festlegungen für die neue Regierung
getroffen hat und auch eine vorherige weitere parlamentarische Befassung
nicht möglich ist. Ich befürchte, dass sowohl aktuell als auch
zukünftig eine demokratische Kontrolle der Militärpolitik auf EU-Ebene
nicht gewünscht ist. Weder das europäische Parlament noch die nationalen
Parlamente sollen entscheiden. Auch die Einrichtung eines neuen
Verteidigungsausschusses im Bundestag wurde trotz eines entsprechenden
Antrags der Fraktion DIE LINKE auf unbestimmte Zeit verschoben.
DIE LINKE spricht sich grundsätzlich gegen ein militarisiertes
EU-Europa aus und drängt in jedem Fall auf einen demokratischen
Beteiligungsprozess im Bundestag. Wir fordern zudem, dass sämtliche
Planungsunterlagen einschließlich des nationalen Umsetzungsplans sowie
Informationen über die finanziellen Auswirkungen der SSZ umgehend dem
Bundestag zur Verfügung gestellt werden.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen