• Internationaler NGO-Bericht bewertet Kohle-Geschäft von 25 Versicherern
• Nach Axa und SCOR: Auch Zurich und Swiss Re planen Einschnitte bei Versicherungen für Kohlefirmen
• Drei deutsche Versicherer schneiden im Vergleich mittelmäßig bis schwach ab
Berlin/London 15.11.2017
Umweltorganisationen veröffentlichen heute den Bericht „Insuring
Coal No More: An Insurance Scorecard on Coal and Climate Change“. Darin
werden 25 der weltgrößten Versicherer nach ihren Aktivitäten zum
Klimaschutz bewertet, vor allem im Bereich Kohle-Investitionen und
Versicherungen für die Kohle-Wirtschaft. Basis für die Analyse waren
Schreiben an die Versicherer, in denen die aktuellen Pläne zum Umgang
mit dem Klimakiller Kohle abgefragt wurden. Die internationale
NGO-Koalition „Unfriend Coal“, zu der auch die deutsche
Umweltorganisation urgewald gehört, hat die Antworten sowie öffentliche
Informationen ausgewertet und in einen Wertungsbogen, genannt
„Scorecard“, eingetragen.
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der führenden Versicherer haben teilweise weitreichende
Kohle-Divestment-Entscheidungen getroffen. Dazu gehören die Allianz,
AXA, Swiss Re, Munich Re und SCOR. Eine steigende Zahl von
Versicherungsunternehmen geht noch weiter und bietet für viele
Kohlefirmen auch keine Versicherung mehr an: Begonnen hat dies der
französische Versicherer AXA im April 2017, im September hat der
ebenfalls französische Rückversicherer SCOR angekündigt, neue Kohleminen
und Braunkohleprojekte nicht mehr zu versichern. In dieser
Woche hat auch der Schweizer Versicherer Zurich erklärt, künftig
Unternehmen nicht mehr zu versichern und Investitionen in Unternehmen
abzustoßen, die mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle machen. Der
Konzern Swiss Re (Schweiz) hat nun ebenfalls gegenüber Unfriend Coal
neue Kohle-Richtlinien angekündigt. Sie enthalten einen „Carbon Risk
Steering Mechanism“, nach dem künftig bestimmte Kohle-Unternehmen nicht mehr versicherbar sind.
„Teile
der Versicherungsindustrie überdenken nun endlich ihren Umgang mit
Kohle auch in ihrem Kerngeschäft. Das ist eine gute Nachricht für das
Klima. Die Dynamik geht allerdings an den deutschen Versicherern vorbei“,
sagt Regine Richter, Energieexpertin von urgewald. Die Allianz hat zwar
ein umfassendes Kohle-Divestment bei ihren Eigenanlagen beschlossen,
aber sie hält nach wie vor an Kohle-Investitionen im Auftrag von
Drittkunden fest, anders als AXA und Zurich. Auch Versicherungen für
Kohleunternehmen will sie weiter anbieten. „Damit fällt Allianz in
Klimafragen hinter ihre Wettbewerber zurück. Wenn sie beim Klimaschutz
den Anschluss behalten will, muss sie bei Kohle-Investitionen für Dritte
rigider werden und darf keine Kohleunternehmen mehr versichern.“ Die
Munich Re hat Investitionen in besonders kohlelastige Unternehmen
abgestoßen, gibt aber grundsätzlich keine Informationen zu ihren
internen Richtlinien zum Thema. Hannover Re, die auch angeschrieben
wurde, hat trotz mehrfachen Nachhakens nicht geantwortet.
Peter Bosshard, Koordinator der Unfriend-Coal-Kampagne, sagt: „Kohle muss unversicherbar werden.
Wenn Versicherer aufhören die zahllosen Risiken von Kohleprojekten
abzusichern, können diese nicht mehr gebaut und betrieben werden und wir
haben eine bessere Chance, die Klimaziele des Pariser Abkommens zu
erreichen.“
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