Demonstranten fordern Ende der TTIP-Verhandlungen
Hannover, 23. 4. 2016 – An der
Großdemonstration gegen TTIP beteiligen sich heute auch hunderte
Greenpeace-Aktivisten. Die EU und die USA wollen das umstrittene
Handelsabkommen noch in diesem Jahr verabschieden. Wie ernst es ihnen
ist, zeigt der Besuch von US-Präsident Obama. Zum Auftakt der
weltgrößten Industriemesse in Hannover am Sonntag wollen Präsident Obama
und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für das umstrittene
Freihandelsabkommen werben. Auf einem zwölf mal fünf Meter großen Banner
richten sich die Greenpeace-Aktivisten in Anlehnung an Obamas
Wahlkampfmotto direkt an den US-Präsidenten: „Yes we can stop TTIP!“.
„Obamas Aufruf diente zur Motivation, große Herausforderungen
anzunehmen. TTIP hingegen ist ein Angriff auf die Demokratie und führt
zur Absenkung europäischer Umwelt- und Verbraucherschutzstandards für
Landwirtschaft und Gentechnik“, sagt Jürgen Knirsch, Handelsexperte von
Greenpeace, vor Ort in Hannover. „Wir halten dieses Handelsabkommen
nicht für nötig, um den Handel zu erleichtern und fordern das Ende der Verhandlungen.“
Die Demonstration in Hannover richtet
sich nicht nur gegen TTIP, sondern auch gegen das kanadische
Freihandelsabkommen CETA. Die größten Bedenken bestehen darin, dass CETA
eine Art “Trojanisches Pferd“ für TTIP sein könnte. CETA ist ähnlich
umstritten, weil auch dieser Vertrag ausländischen Investoren die
Möglichkeit einräumen wird, europäische Staaten vor privaten
Schiedsgerichten zu verklagen. Wie TTIP gefährdet der Vertrag die
europäischen Standards für Umwelt- und Verbraucherschutz. Fertig
ausgehandelt, wartet das Abkommen bereits darauf verabschiedet zu
werden.
Bei den geheimen TTIP-Verhandlungen soll
es neben dem Abschaffen von Zöllen auch um die Regulierung neuer
Gentechnikverfahren gehen. Wie die Veröffentlichung von Corporate Europe
Observatory, Genewatch und Greenpeace vom vergangenen Donnerstag
beweist, übt die US-Gentechnik-Industrie mithilfe der US-Regierung
bereits im Vorfeld von TTIP massiven Druck auf die EU-Kommission aus.
Sie wollen verhindern, dass neue Verfahren als Gentechnik eingestuft und
damit einer Regulierung unterworfen werden. Die veröffentlichten
Papiere belegen, dass die EU die neuen Gentechnikverfahren vermutlich
als Gentechnik eingestuft hätte. „Das Einknicken der EU-Kommission
zeigt, dass nicht auf Augenhöhe verhandelt wird. Die EU-Kommission ist
offensichtlich bereit, das Vorsorgeprinzip den TTIP-Verhandlungen zu
opfern“, sagt Knirsch.
Parallel zur Hannover-Messe beginnt am
Montag die 13. TTIP-Verhandlungsrunde in New York. Was dort auf der
Tagesordnung steht, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt.

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