LobbyControl unterstützt Europarat-Forderungen nach mehr
Lobbytransparenz
Berlin, 29. Januar 2015. Die Staatengruppe gegen Korruption (GRECO)
des Europarats hat in zwei gestern veröffentlichten Berichten mehr
Transparenz im Bereich der Parteienfinanzierung sowie bei
Lobbykontakten von Bundestagsabgeordneten angemahnt. Außerdem
brauche es wirksame Kontrollen bei den Angaben der Abgeordneten zu
ihren Nebeneinkünften und einen konsequenteren Umgang mit
Interessenkonflikten. Positiv nahm die Staatengruppe zur Kenntnis,
dass Deutschland den Straftatbestand der Abgeordnetenbestechung
überarbeitet hat.
Die Organisation LobbyControl unterstützt die Forderungen des
Europarats ausdrücklich.
„Wir freuen uns über die Unterstützung des Europarats. Die Berichte
der Staatengruppe gegen Korruption zeigen, dass Deutschland nach wie
vor viele Hausaufgaben in Sachen Lobbytransparenz zu erledigen hat.
Insbesondere im Bereich der Parteienfinanzierung mahnt die
Staatengruppe nun bereits seit über vier Jahren substanzielle
Verbesserungen an, geschehen ist jedoch bisher nichts“, sagt Timo
Lange von LobbyControl. Bedauerlich sei aber, dass der Europarat auf
Grund der Reform des Gesetzes gegen Abgeordnetenbestechung das
Mahnverfahren gegen Deutschland in diesem Bereich ausgesetzt hat.
Zugleich fordert die Staatengruppe die Bundesregierung in ihrem
Bericht erneut auf, insbesondere im Wahlkampf mehr Transparenz über
Parteispenden herzustellen und die Kontrolle der Parteifinanzen zu
verbessern. Laut Bericht hat GRECO „weiterhin starke Bedenken wegen
der sehr begrenzten Aufmerksamkeit“, die die Bundesregierung diesen
„wichtigen Fragen“ widme.
„Während Schwarz-Gelb die dringenden Reformen bei der
Parteienfinanzierung vier Jahre lang blockiert hat, sind bei
Schwarz-Rot ebenfalls keinerlei Anzeichen zu erkennen, dass sich in
dieser Wahlperiode daran etwas ändern wird. Das ist schlicht
inakzeptabel“, sagt Timo Lange.
Neben dem Thema Parteifinanzen hat GRECO nun weitere Maßnahmen
angemahnt.
„Wir begrüßen sehr, dass der Europarat nun auch unsere Forderungen
nach mehr Transparenz beim Lobbyismus und nach einem konsequenten
Umgang mit Interessenkonflikten im Bundestag anmahnt. Es ist
betrüblich, dass ohne Druck von Außen insbesondere die Union
keinerlei Interesse an diesen für die Demokratie an sich so
wichtigen Themen aufzubringen scheint. Ich befürchte, dass wir uns
auch in diesem Bereich auf ein jahrelanges Mahnverfahren gegen
Deutschland einstellen müssen“, so Lange.
Wie LobbyControl fordert nun auch GRECO explizit, die bisher
mangelhafte Kontrolle und Durchsetzung der Verhaltensregeln des
Deutschen Bundestages zu verbessern. Die Offenlegungspflichten
sollen ausgeweitet werden, etwa bei den Unternehmensbeteiligungen
von Abgeordneten. Außerdem fordert Greco mehr Transparenz des
parlamentarischen Verfahrens insbesondere mit Blick auf den Einfluss
von Interessengruppen. Die Verbändeliste des Bundestags entspreche
„nicht mehr der heutigen Realität der Lobbyarbeit“, so der Bericht.
In der Verbändeliste können sich Verbände freiwillig registrieren.
Die Lobbybüros von Unternehmen, Lobbyagenturen und
Wirtschaftskanzleien werden nicht erfasst. LobbyControl fordert
deshalb ein verpflichtendes Lobbyregister, in dem alle Lobbyisten
ihre Kunden und Lobbyausgaben offen legen müssen.
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