Inhalt:
0) Editorial: Waffengleichheit für Volksentscheide
1)
Volksentscheidsranking - Hamburg herab gestuft
2) Bundesweiter
Volksentscheid in die Koalitionsverhandlungen
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0) Editorial: Waffengleichheit für Volksentscheide
Sehr geehrter
Herr Berger,
die Bundestagswahl ist vorüber und auch der Volksentscheid
zum Rückkauf der Energienetze ist entschieden. Das Rennen war knapp, aber die
Netzinitiative konnte schließlich die Mehrheit der Stimmen für sich gewinnen.
Der Hamburger Senat -von Anfang an erklärter Gegner der Initiative- bekundete
ohne zu zögern, dass er die Entscheidung des Souveräns selbstverständlich
akzeptiert und mit allen Kräften umsetzen wird. Dies zeigt, dass das Instrument
"Volksentscheid" sowohl bei den Bürgerinnen und Bürgern als inzwischen auch bei
den Politikern der Hansestadt angekommen ist und professionell gehandhabt wird.
Aber dennoch sind auch aus dem Ablauf dieser Abstimmung wieder Lehren zu
ziehen: Denn wenige Wochen vor dem Wahltag begann eine Gruppe von
Initiativen-Gegnern eine massive "Nein-Kampagne" und überzog die Stadt mit
Plakatwänden, Aufstellern, Flyern und Zeitungsanzeigen.
Aufgrund der
knappen Mehrheit für die Netzinitiative proklamierten einige Medien nach dem
Entscheid die "Spaltung der Stadt in der Energiefrage". Initiativenvertreter
stellten dagegen den Vorwurf in den Raum, dass diese Spaltung auf die
Ungleichheit der finanziellen Mittel von Initiative und "Nein-Kampagne"
zurückzuführen seien. Diesen Vorwurf gilt es aufzuklären. Während die
Initiatoren eines Volksentscheids bereits jetzt gesetzlich über die Herkunft und
Verwendung ihrer Mittel Rechenschaft ablegen müssen (§ 30 VAbStG), gilt dies
zurzeit nicht für die Gegenseite.
Mehr Demokratie e.V. setzt sich für
faire Volksentscheide ein. Fair bedeutet "Waffen-Gleichheit" für beide Seiten!
Volksentscheide dürfen nicht von der Wirtschaftskraft der Akteure abhängig sein.
Deshalb haben wir auch die Beteiligten der Nein-Kampagne aufgefordert, die
eingesetzten Finanzmittel freiwillig offen zu legen. Nur so lässt sich
nachvollziehen, ob und in welchem Ausmaß finanzstarke Interessen versucht haben,
Einfluss auf das Ergebnis des Volksentscheids zu nehmen.
Die genaue
Information der Öffentlichkeit wäre ein erster Schritt. Ob und welche Maßnahmen
darüber hinaus notwendig sind, um die Fairness bei Volksentscheiden zu
garantieren, werden die Diskussionen der nächsten Wochen erbringen.
Einen sonnigen Herbst wünscht Ihnen
Burga Buddensiek
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1)Volksentscheidsranking - Hamburg herabgestuft
Mehr Demokratie
e.V. hat ein neues Volksentscheids-Ranking veröffentlicht, das die gesetzlichen
Regelungen der direkten Demokratie auf Landes- und Kommunalebene vergleicht und
Noten vergibt.
Nach diesem Ranking liegt Hamburg –wie bereits 2010- mit
seiner Volksgesetzgebung auf Platz eins der Liste. Besonders auf Landesebene sei
die Ausgestaltung der Mitbestimmung nach einigen Jahren der Auseinandersetzung
inzwischen bürgerfreundlich. Eine starke Herabstufung erhält Hamburg jedoch
durch die Mitbestimmungspraxis auf kommunaler Ebene. Die auch hier vorbildliche
gesetzliche Regelung wird durch die Konzeption der „Einheitsgemeinde Hamburg“
zunehmend außer Kraft gesetzt. Diese –erst 1937 verfasste- Konzeption verhindert
bisher eine klare Kompetenztrennung zwischen der Stadt und den Bezirken.
Bürgerbegehren und Bürgerentscheide wurden durch diese Unklarheit in den letzten
Jahren vermehrt ausgebremst u.a. dadurch, dass der Senat Bezirksentscheidungen
an sich zog (Evokation). Darüber hinaus sind Bürgerbegehren vereinzelt durch
Dienstanweisungen für nicht zulässig erklärt oder durch „Pseudoübernahmen“
verhindert worden. Da diese Praxis zu einer deutlichen Verschlechterung des
politischen Klimas in den Bezirken der Stadt führt, wird Hamburg im Ranking auf
kommunaler Ebene auf den fünften Platz herabgestuft. Mehr Demokratie
e.V.-Hamburg hält eine klare Trennung der Kompetenzen von Landes- und
Bezirksebene für mehr als überfällig. Das geht aber nicht ohne
Verfassungsänderung und Verwaltungsreform. "Dieses Thema wird uns in nächster
Zeit verstärkt beschäftigen“, kommentiert Manfred Brandt von „Mehr Demokratie –
Hamburg“ diese Bilanz.
http://www.mehr-demokratie.de/fileadmin/pdf/volksentscheids-ranking_2013.pdf
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2) Bundesweiter Volksentscheid in die Koalitionsverhandlungen
Mehr als 100.000 Unterstützer-Unterschriften konnte Mehr Demokratie e.V.
während der Kampagne zur Einführung bundesweiter Volksentscheide im Vorfeld der
Bundestagswahl sammeln. Mit einer Aktionswoche soll nun erreicht werden, dass
das Thema auch in den Koalitionsverhandlungen eine Rolle spielt. Bisher wurden
alle Versuche, eine Volksabstimmung auch auf Bundesebene zu etablieren, von der
CDU/CSU verhindert. Auch jetzt können Sie unseren Aufruf noch mit Ihrer
Unterschrift unterstützen: http://www.volksentscheid.de/der_aufrechte_gang.html
(Hier finden Sie ebenfalls weitere Informationen zur Aktionswoche)
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Mehr Demokratie e.V.
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