Seit Wochen geistert die Diskussion über eine Laufzeitverlängerung der letzten 3 deutschen Atomkraftwerke durchs Land und das macht mich wütend. Denn die Diskussion lenkt davon ab, dass wir endlich mit aller Kraft die Energiewende umsetzen müssen: Energiesparen, Energieeffizienz und 100% erneuerbare Energien. Für mich als Ingenieurin der Elektrotechnik ist das der einzige gangbare Weg, um unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern und den Klimawandel auf ein noch beherrschbares Maß einzudämmen.
Eine Laufzeitverlängerung der 3 Atomkraftwerke über den 31.12.2022 hinaus, um eine Gasknappheit im Winter abzufangen, wäre noch nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein.
Deswegen fordere ich, dass die drei Atomkraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim wie beschlossen in diesem Jahr abgeschaltet werden.
Derzeit werden 13 Prozent des deutschen Stroms mit Gaskraftwerken erzeugt und sechs Prozent mit Atomkraft. Aber diese 6 Prozent können nicht einfach mit den Gaskraftwerken verrechnet werden, denn damit die Kernkraftwerke mit den vorhandenen Brennstäben weiterlaufen könnten, müsste deren Leistung gedrosselt werden, wie eine Prüfung des Wirtschaftsministeriums zeigte:
“Die Atomkraftwerke würden dann im Sommer 2022 weniger Strom produzieren, um über den 31.12.2022 hinaus im ersten Quartal 2023 noch Strom produzieren zu können. Insgesamt würde zwischen heute und Ende März 2023 netto nicht mehr Strom produziert.”
Außerdem sind Gaskraftwerke häufig im Spitzenlastbereich eingesetzt, werden also schnell hoch- und runtergefahren. Ich verstehe auch immer noch nicht, wie ein Grundlastkraftwerk wie ein Atomkraftwerk ein Spitzenlastkraftwerk wie ein Gaskraftwerk ersetzen soll. Diese schnelle Regelung ist bei Atomkraftwerken technisch gar nicht möglich. Deswegen werden Atomkraftwerke als Grundlast betrieben.
Dazu wären für den Weiterbetrieb umfangreiche Sicherheitsüberprüfungen notwendig, die Zeit und Geld kosten. Selbst die Betreiber der Kernkraftwerke lehnen eine Laufzeitverlängerung ab.
Auch neue Brennstäbe für den u. a. von der CSU geforderten noch längeren Betrieb müssten neu gefertigt werden. Der Betreiber des AKW Emsland, RWE, schätzt den Zeitraum für die Beschaffung auf zwölf bis 24 Monate ein und weist darauf hin, dass neue Brennelemente für jede Anlage individuell hergestellt werden müssen.
Und dann stellt sich die Frage, woher das Uran dafür kommt. Recherchen u.a. des Bund Naturschutz und Greenpeace zeigen, dass 40% der europäischen Uranimporte aus Russland und Kasachstan stammen!
Wir müssen jetzt die Energiewende über die bereits beschlossenen Maßnahmen hinaus weiter vorantreiben und Hemmnisse wie die Bayerische 10H-Regel für Windenergie endlich abbauen.
Wir brauchen endlich auf Bundesebene eine solare Baupflicht für alle neu errichteten Gebäude und Parkplätze. Die steht zwar im Koalitionsvertrag, aber ist immer noch nicht umgesetzt.
Die zahlreichen bürokratischen Hemmnisse für erneuerbare Energien müssen umgehend abgebaut werden. Ein Beispiel: 1.000 fertige Photovoltaikanlagen dürfen nicht ans Netz gehen, da die vorgeschriebene Zertifizierung noch nicht ausgestellt wurde. 2019 wurde die Leistung, ab der eine Zertifizierung notwendig ist, von 1.000 kW auf 135 kW gesenkt, die Zahl der Zertifizierungsstellen blieb aber bei 20. Ergebnis: Die Zahl der Anträge vervielfachte sich und die Wartezeiten für die Zertifizierung betragen teilweise über ein Jahr. Das ließe sich sofort ändern und diese Anlagen könnten Strom ins Netz speisen.
Auch für Betreiber von kleinen Anlagen wie meine Familie sind die bürokratischen Hürden hoch. Diese Anlagen müssen beim lokalen Netzbetreiber angemeldet werden, 900 davon gibt es in Deutschland. Bei manchen ist eine Onlineanmeldung schon möglich, doch andere bestehen noch auf ein Fax oder ähnliches, und das 2022.
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