Berlin (ots)
Vor genau 50 Jahren, am 2. Februar 1971, wurde in der iranischen Stadt Ramsar das namensgebende Übereinkommen zum weltweiten Schutz der Feuchtgebiete geschlossen. Fünf Jahre später ratifizierte Deutschland das Abkommen. Doch vielen Feuchtgebieten in Deutschland geht es nach wie vor schlecht. Zum 50. Jahrestag der Ramsar-Konvention erinnert der NABU die Bundesregierung daran, insbesondere den Moorschutz mit Blick auf die sich verschärfende Klimakrise schnell und konsequent voranzutreiben. Der derzeit vorliegende Entwurf der Bundesregierung zur bundesweiten Moorschutzstrategie reicht dafür bislang nicht aus.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: "Die Entwicklungen der Moore und Feuchtgebiete in Deutschland ist nach wie vor alarmierend. Die Ziele, die sich die Bundesregierung in ihrer Moorschutzstrategie setzen will, sind völlig unzureichend. Der bisherige Umgang mit den Mooren hat nicht nur dazu geführt, dass Goldregenpfeifer und Seggenrohrsänger als Brutvogel keinen Platz mehr bei uns haben. Entwässerung und Torfabbau heizen das Klima weiter auf. Jahr für Jahr belasten entwässerte Moore in Deutschland unsere Atmosphäre mit mehr als 45 Millionen Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase. Davon sind 40 Millionen Tonnen direkt dem Landnutzungssektor zuzurechnen. Mit ihren zaghaften Zielvorgaben und vagen Versprechen für die Zukunft zieht die Bundesregierung hier nicht die notwendigen Konsequenzen."
Die bisherigen Ziele der Bundesregierung zur Einsparung der Emissionen sind laut NABU nicht ausreichend. So sollen bis 2030 nur fünf Millionen Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase in Land- und Forstwirtschaft eingespart werden - und das lediglich auf freiwilliger Basis. Völlig offen ist nach wie vor, wie die Bundesregierung in diesem Sektor die restlichen 35 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2050 einsparen möchte. "Will die Bundesregierung sich nicht schon jetzt von den Pariser Klimazielen verabschieden, muss hier deutlich nachgebessert werden. Dafür braucht es jetzt einen konkreten Zeitplan, wie Deutschland im Landnutzungsbereich bis 2050 klimaneutral werden möchte", so Krüger.
Ziel muss es aus Sicht des NABU sein, die Emissionen aus genutzten Moorböden bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Dazu gehört zwingend eine Anpassung der guten fachlichen Praxis zur Bewirtschaftung der Moorböden, die sich zukünftig an den überwiegenden öffentlichen Interessen Klima-, Natur- und Gewässerschutz ausrichtet. Eine torfzehrende, auf Entwässerung basierende Landnutzung muss ab 2030 sanktioniert werden. Der dafür notwendige Umstellungsprozess muss mit umfangreichen Fördermaßnahmen flankiert werden. So fordert der NABU die Einrichtung eines nationalen Renaturierungsfonds im Haushalt der Bundesregierung in Höhe von 500 Millionen Euro pro Jahr. Darüber hinaus muss die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) von Bund und Ländern mit einem Förderschwerpunkt "Moor- und Klimaschutz" gestärkt werden. "Vor dem Hintergrund der Dringlichkeit im Klimaschutz und dem Wissen, wie langfristig im Bereich der Landwirtschaft geplant wird, müssen die notwendigen Weichen schnell und entschieden gestellt werden. In den besonders betroffenen moorreichen Regionen Deutschlands müssen zukunftsfähige und innovative Strukturen gestärkt werden. Dies muss über eine langfristige Honorierung der Klimaschutzleistung für die Landwirtinnen und Landwirte hinausgehen. Denkbar wäre ein regionaler Ansatz, der sich am Kohleausstiegsgesetz orientiert und für die betroffenen Regionen einen besonderen Ausgleich vorsieht", sagt Felix Grützmacher, Referent für Moorschutz.
Hintergrund: Nutzung von Moorböden und Klimaschutz / Durch die Entwässerung der Moore werden innerhalb kürzester Zeit riesige Mengen Kohlenstoff mobilisiert, die über Jahrtausende im Torf gebunden war. So werden in Deutschland jährlich über 45 Millionen Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase ausgestoßen. Damit sind entwässerte Moore die zweitgrößte Einzelquelle für Emissionen gleich hinter den energiebedingten Emissionen. An den Gesamtemissionen der deutschen Landwirtschaft macht die Nutzung der Moorböden einen Anteil von 30 Prozent aus - obwohl diese bundesweit nur sieben Prozent der landwirtschaftlichen Fläche einnehmen.
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