* Firmen sollen aufweisen, wie sie künftig klimaneutral werden wollen
* Investor könnte Firmen bei Verstoß aus seinen aktiven Fonds streichen
* BlackRock verspricht Klimaneutralität bis 2050 für eigene Portfolios
New York, Berlin | 26.01.2021
Der
US-Vermögensverwalter BlackRock hat heute den traditionellen Brief von
Direktor Larry Fink an CEOs [1] und Klienten [2] verschickt. Darin
kündigt Fink vor allem folgende Dinge an:
* BlackRock erwartet
nun von Firmen in seinem Portfolio, dass deren Management Pläne vorlegt,
wie sie ihr Geschäft mit einer klimaneutralen Wirtschaft in Einklang
bringen wollen
* Diese definiert Larry Fink als eine, die die
globale Klimaerwärmung auf weit unter 2 Grad Celsius über
vorindustriellen Werten begrenzt und Treibhausgasemissionen bis 2050
neutralisiert
* Sollten die Firmen, an denen BlackRock Anteile
hält, dies nicht erfüllen, kann BlackRock als Konsequenz gegen das
Management der Firmen stimmen oder sie aus seinen aktiv gemanagten Fonds
entfernen
* BlackRock will an internen Metriken zur
„Temperaturmessung“ arbeiten, um zu berechnen, wie weit Firmen mit ihren
Plänen zur Klimaneutralität davon entfernt sind, das 2 Grad-Ziel
einzuhalten
* BlackRock verspricht zudem selbst sein Portfolio bis 2050 klimaneutral zu gestalten
Während
dieser Vorstoß des größten Vermögensverwalters der Welt grundsätzlich
in eine positive Richtung geht, enthalten die Ankündigungen weiterhin zu
wenig konkrete Schritte, die nach außen messbar machen würden, wie
BlackRock plant sein mittlerweile $8,7 Billionen [3]
umfassendes Geschäft von Kohle-, Öl- und Gasfirmen zu bereinigen. Das
Pariser Klimaabkommen sieht maximal 1,5 Grad als anzustrebendes Limit
bei der Begrenzung der Klimaerwärmung vor. Die von BlackRock erwähnten
„unter 2 Grad“ sind zu vage und schlicht nicht mit dem internationalen Abkommen kompatibel.
Unklar bleibt auch, ob, wann genau und vor allem welche Konsequenzen
BlackRock bei Firmen ziehen wird, deren Klimaneutralitätspläne dem
Vermögensverwalter nicht genügen.
Wie strikt die Kriterien
BlackRocks hierbei genau sind, geht aus Finks Brief auch nicht hervor.
Selbst Öl- und Pipeline-Firmen, deren Geschäft auf der Förderung
fossiler Brennstoffe basiert, haben teilweise bereits angekündigt, bis
2050 klimaneutral sein zu wollen. [4] Dies zeigt, wie groß die Schere
bei sogenannten „Net Zero“ -Commitments ist. Im Großen und Ganzen gibt
BlackRock nicht genug konkrete Ansatzpunkte, die es ermöglichen würden
nachzuprüfen, ob der größte Vermögensverwalter der Welt seiner
Klimaverantwortung wirklich gerecht wird.
„Es ist löblich,
dass BlackRock seine immense Verantwortung als größter
Vermögensverwalter der Welt in Sachen Klimakrise jetzt ernster nehmen
will. Was jedoch noch immer fehlt, sind klare Schritte, wie genau
BlackRock Europas führende CO2-Emittenten wie RWE oder CEZ - oder auch
die gesamte Kohleindustrie in den USA - aus seinem Portfolio entfernen
wird. Bis 2050 klimaneutral zu sein kann vieles heißen, unter anderem
auch Emissionen auszugleichen statt sie wirklich zu reduzieren. Um mit
den effektiveren Richtlinien anderer Investoren wie AXA, Union
Investment oder Allianz mithalten zu können, muss BlackRock anfangen
alle Kohle-Expansionisten und Kohlestromerzeuger konsequent
auszuschließen und die Schwellenwerte für alle Kohlefirmen bis 2030
gegen Null senken. Wenn dies nicht geschieht, bleibt das Versprechen zur
Klimaneutralität bis 2050 leider nichts weiter als heiße Luft,“ sagt Katrin Ganswindt, Finanz-Campaignerin bei urgewald.
In
seinem Brief von Januar 2020 versprach Larry Fink, dass BlackRock von
nun an vermeiden werde, in Unternehmen zu investieren, die "ein hohes
Nachhaltigkeitsrisiko bergen“ und Unternehmen, die mehr als 25 Prozent
ihres Umsatzes mit Kraftwerkskohleförderung erwirtschaften, aus seinem
aktiven Anlageportfolio zu streichen. [5]
Eine aktuelle Studie
von Reclaim Finance und urgewald, die das Geschäft BlackRocks ein Jahr
nach diesem Versprechen analysiert, ergab, dass diese Ankündigung nur
17% der Kohleindustrie betrifft. Der Investmentriese hält damit noch
immer Anteile an Kohlefirmen im Wert von $85 Milliarden. $24 Milliarden davon sind sogar in Firmen investiert, die planen ihre Kohlekapazität weiter auszubauen, wie zum Beispiel der japanische Energielieferanten Sumitomo oder der koreanische Kraftwerksbetreiber KEPCO. [6]
„Larry
Finks neues Versprechen zur Klimaneutralität könnte ein positiver
Schritt sein, wenn er mit konkreten und sofortigen Maßnahmen verbunden
wäre, nicht mehr in Fossile zu investieren. Doch nach der ersten, extrem
schwachen Kohlerichtlinie vom letzten Jahr, steht eine wirklich
ambitionierte Richtlinie bei BlackRock noch aus. Die $24 Milliarden, mit
denen BlackRock weiterhin in Kohleexpansionisten investiert sind,
illustrieren gut, wie Investoren sich hinter ESG-Versprechen und
Ankündigungen zur Klimaneutralität verstecken können. Neue Versprechen
zum Stimmverhalten von Investoren sind stets willkommen. Seit 2015
warnen Klimaforscher, dass neue Kohleprojekte einfach nicht mit dem
Pariser Klimaabkommen kompatibel sind. Wir haben einfach keine Zeit
mehr um mit Firmen zu verhandeln, die noch immer neue Kohleprojekte
ausbauen,“ sagt Lara Cuvelier, Sustainable Investment Campaignerin bei Reclaim Finance.
Notizen:
[1] https://www.blackrock.com/corporate/investor-relations/larry-fink-ceo-letter
[2] https://www.blackrock.com/corporate/investor-relations/blackrock-client-letter
[3] https://www.ft.com/content/53b35fee-a8c3-4a18-85ef-d7f2527d0ba0
[4] https://www.worldoil.com/news/2020/11/6/enbridge-joins-major-european-producers-with-2050-emissions-pledge
[5] https://urgewald.org/medien/blackrocks-neue-policy-betrifft-weniger-20-kohle-industrie
[6] https://urgewald.org/medien/jahr-nachhaltigkeitsversprechen-blackrock-haelt-85-mrd-kohlefirmen

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