Deutschland
wird mit spätem Kohleausstieg zum Schlusslicht Westeuropas. Gesetz
bleibt in wichtigen Punkten hinter Kohlekompromiss zurück.
Berlin,
29. 1. 2020 – Gegen die heute geplante Kabinettsentscheidung für ein
viel zu schwaches Gesetz zur Regelung des Kohleausstiegs protestiert
Greenpeace seit dem frühen Morgen vor dem Bundeskanzleramt. An der fünf
Meter hohen Nachbildung eines Kohlebagger-Schaufelrads zeigen
Aktivistinnen und Aktivisten ein Banner mit der Aufschrift: „Euer
‚Kohleausstieg‘ verheizt unsere Zukunft“. Deutschland gehört mit seinen
halbherzigen Kohleausstiegsplänen zu den europäischen Ländern mit den
geringsten Klimaschutzambitionen. Mit Ausnahme von Deutschland planen
alle westeuropäischen Länder einen Kohleausstieg bis spätestens 2030.
Frankreich, Schweden, Großbritannien, Italien und Österreich werden
sogar schon deutlich früher, nämlich zwischen 2022 und 2025 ihre letzten
Kohlekraftwerke abschalten. Deutschland, mit 44 Gigawatt Kapazität
Europas Spitzenreiter bei der Kohleverstromung, reiht sich dagegen ein
in die Riege der osteuropäischen Nationen Rumänien, Bulgarien,
Tschechien und Polen. „Dieses Gesetz blamiert Deutschland – so verlieren
wir beim Kohleausstieg endgültig den Anschluss an Westeuropa“, sagt
Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid.
Abschaltplan für Braunkohlekraftwerke inakzeptabel
Mit
dem jetzt vorgelegten Kohleausstiegsgesetz ignoriert die Regierung
weite Teile des Kohlekompromisses, den Umweltverbände, Gewerkschaften
und Industrieverbände im Januar 2019 ausgehandelt hatten. „Mit
diesem Kohleausstiegsgesetz sichert die Bundesregierung in Wahrheit den
Bestand der Braunkohleverstromung, indem sie den bitter nötigen
Kohleausstieg verschleppt", kritisiert Smid. „Das Gesetz ignoriert
klimapolitische Notwendigkeiten. Das maximal hinausgezögerte Abschalten
von Braunkohlekraftwerken ist das Gegenteil der Empfehlungen des hart
umkämpften Kohlekompromisses. Mit dem Abbaggern der Dörfer am Tagebau
Garzweiler feuert die Bundesregierung einen gesellschaftlichen
Großkonflikt ohne Not weiter an.“ Zudem zerstöre die Inbetriebnahme des
neuen Steinkohlekraftwerks Datteln 4 auch den letzten Rest von
Deutschlands einstigem Image als Vorreiter der Energiewende, so Smid.
Das
Kohleausstiegsgesetz weicht in entscheidenden Punkten vom
Kohlekompromiss ab. So ist im Jahr 2019 kein Kohlekraftwerk zusätzlich
vom Netz gegangen, obwohl eine schrittweise Abschaltung vereinbart
wurde. Das Ende des Ausstiegs wird 2038 festgeschrieben und kann
bestenfalls auf 2035 vorgezogen werden. Die an der Kohlekommission
beteiligten Umweltverbände hatten ein Sondervotum für einen
Kohleausstieg bis 2030 abgegeben. Smid: „Dieser Kohleausstieg ist kein
Konsens. Die Proteste werden weitergehen."

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