Hamburg, 21. Januar 2020 – Als
Mitglied der Fur Free Alliance (FFA) warnt die globale
Tierschutzorganisation VIER PFOTEN gemeinsam mit dem Deutschen
Tierschutzbund und weiteren Tierschutzorganisationen vor dem neuen
‚WelFur‘ Tierschutz-Zertifizierungsprogramm. Dieses wird von der
Pelzindustrie selbst betrieben und richtet sich an europäische
Pelzfarmen. Im Europäischen Parlament wird heute ein neuer Bericht der
FFA vorgelegt, der auf gravierende Mängel des Programms hinweist. Der
Bericht kritisiert, WelFur als „zynische
PR-Maßnahme, die Tierquälerei salonfähig machen soll". Nach Angaben des
Branchenverbandes Fur Europe sollen ab 2020 nur noch
WelFur-zertifizierte Felle auf europäischen Pelzauktionen verkauft
werden.
Als
Reaktion auf die weit verbreitete Kritik an den tierquälerischen
Zuständen auf Pelzfarmen führt die Pelzindustrie selbst nun das auch von
renommierten Tierärzten bemängelte Zertifizierungsprogramm WelFur ein.
Laut VIER PFOTEN, dem Deutschen Tierschutzbund und anderen
FFA-Mitgliedern gewährleistet die Initiative jedoch weder, dass die
Grundbedürfnisse von Füchsen und Nerzen in engen Käfigbatterien erfüllt
werden, noch schützt es einzelne Tiere vor körperlichen Schäden oder
Verhaltensstörungen. Füchse graben in freier Wildbahn, während Nerze
Zugang zu Bademöglichkeiten brauchen. Das WelFur-Programm berücksichtigt
diese wichtigen Bedürfnisse nicht. Darüber hinaus liefert der Report
Hinweise auf Interessenkonflikte bei der Zertifizierung: So besitzt der
finnische Pelzzuchtverband 38% der Aktien der Firma Luova, die für die
Überprüfung finnischer Pelzfarmen zuständig ist.
„WelFur ist nichts anderes als ein zynischer PR-Stunt
seitens der Pelzindustrie, der die tierquälerische Haltung und das
brutale Töten von Tieren für die Modebranche rechtfertigen soll. Füchse,
Nerze und Marderhunde sind bewegungsfreudige Beutegreifer, deren
vielfältige Bedürfnisse in winzigen Käfigen auf Gitterboden nicht
erfüllt werden können“, sagt Thomas Pietsch, Wildtierexperte bei VIER PFOTEN.
„Keine Verschleierungstaktik aus dem WelFur-Programm kann die Tatsache
vertuschen, dass die Pelztierhaltung unsägliches Tierleid verursacht und
verboten werden muss“, ergänzt Dr. Henriette Mackensen, Artenschutzexpertin beim Deutschen Tierschutzbund.
Nach Angaben des Europäischen Pelzverbandes zeigen
viele Modeunternehmen bereits Interesse an WelFur-zertifizierten Fellen.
VIER PFOTEN und der Deutsche Tierschutzbund warnen die Branche und
Konsumenten eindringlich vor der neuen Initiative. Aus Tierschutzsicht
handelt es sich um ein scheinheiliges Greenwashing-Siegel, das den
grausamen Tod von Millionen von Tieren jährlich legitimieren soll.
Deshalb fordern VIER PFOTEN, der Deutsche
Tierschutzbund und die gesamte FFA die politischen Entscheidungsträger
in der EU und den Mitgliedstaaten auf, die WelFur-Initiative nicht zu
unterstützen. Zudem empfehlen sie der EU, dringend notwendige
regelmäßige Kontrollen auf Pelzfarmen durchzuführen, um Verstöße gegen
bestehende EU-Vorgaben zu untersuchen. Zahlreiche Recherchen zeigen,
dass die Praktiken auf europäischen Pelzfarmen weder den grundlegendsten
Bedürfnissen des Tierschutzes noch bestehenden EU-Vorgaben entsprechen.
Die Pelztierzucht ist in den folgenden
EU-Mitgliedsstaaten bereits verboten bzw. befindet sich in der
Auslaufphase oder wurde aufgrund höherer Haltungsvorgaben beendet:
Österreich, Deutschland, Schweiz, Großbritannien, Tschechische Republik,
Kroatien, Slowenien, Niederlande, Luxemburg, Slowakei und Belgien. Auch
Irland und Bulgarien verhandeln derzeit ein Verbot der Pelztierzucht.
Dänemark, Finnland und Polen hingegen zählen zu den größten
Pelz-Produzenten der EU.
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