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| EU soll Arzneimittel nachträglich bewerten - Internet-Portal zu Tierarzneimitteln für Landwirte und Veterinäre gestartet
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Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt dem EU-Gesetzgeber, für
bereits zugelassene Tierarzneimittel eine Umweltbewertung
vorzuschreiben, wenn zu diesen bisher keine Umweltdaten vorliegen.
Insbesondere für Antibiotika ist das wichtig, denn Antibiotika können in
Böden und Gewässern die Bildung von resistenten Krankheitserregern
fördern. Nötig sind zudem Kriterien für die Zulassung, die das
Resistenz-Potential von Antibiotika prüfen. Ergänzend will das UBA ein
verpflichtendes und flächendeckendes Monitoring von problematischen
Arzneimitteln in Gewässern und Böden einführen. Antibiotikaresistenzen
sind vor allem in Krankenhäusern eine Bedrohung für die menschliche
Gesundheit, doch das UBA sieht auch zunehmende Antibiotikafunde in der
Umwelt mit großer Sorge. Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA: „Wir
müssen verhindern, dass Antibiotikarückstände in der Umwelt zum Problem
werden, weil dies die Entwicklung von Resistenzen fördern könnte.“ Aus
der Tierhalt
ung können über Gülle und Dung sowohl Antibiotika als auch resistente
Erreger in Wasser und Boden gelangen und so die natürliche Entstehung
von Resistenzen fördern. „Wir müssen daher gemeinsam mit der Tiermedizin
und der Landwirtschaft daran arbeiten, den Eintrag von Antibiotika aus
der Tierhaltung zu senken.“ Zur „Grünen Woche“ startet das UBA das neue
Internetportal „Tierarzneimittel in der Umwelt“. Darin werden vor allem
für tierärztliches Fachpersonal und Landwirte praxisnahe Maßnahmen
vorgeschlagen, um den Antibiotikaeintrag in die Umwelt zu minimieren.
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Seit 2014 wird in der
EU
eine neue Gesetzgebung für die Zulassung von Tierarzneimitteln
verhandelt. Der Vorschlag der EU-Kommission geht besonders auf
Antibiotika und deren Risiken für die menschliche Gesundheit ein. Für
das Umweltbundesamt ist dies die Gelegenheit, die Berücksichtigung von
Umweltaspekten im Rahmen des Zulassungsverfahrens zu verbessern. Das
UBA
weist bereits seit langem auf die fehlende Umweltbewertung für
„Altarzneimittel“ hin. So fehlt für rund 50 Prozent der verkehrsfähigen
Antibiotika für Nutztiere eine umfassende Umweltbewertung, da es vor
2005 keine EU-weiten Vorgaben für eine solche Bewertung gab. Das UBA
fordert daher ein EU-weites „Altarzneimittel¬programm“ zur
nachträglichen Umweltbewertung von Tierarzneimitteln. Dies betrifft
beispielsweise das häufig verwendete Antibiotikum Sulfadimidin, welches
bei Atemwegserkrankungen und Darminfektionen von Schweinen und Hühnern
angewendet wird. In Deutschland hat das UBA diesen Wirkstoff bereits im
Boden und Grundwasser nachgewiesen.
Problematisch ist zudem die Verbreitung von Antibiotika über Gülle und
Dung, die als Wirtschaftsdünger verwendet werden. Dadurch gelangen
Antibiotika-resistente Keime in die Umwelt. Sie können sich dort
vermehren und ihre Resistenzgene auch auf Erreger übertragen, die für
den Menschen gefährlich sind. Je häufiger das geschieht, desto mehr
resistente Keime können heran wachsen und sich durchsetzen.
Da bei Antibiotika-Anwendung eine enge Verbindung zwischen
Tiergesundheit, menschlicher Gesundheit und Umwelt besteht, ist ein
vorsorgendes, Sektor-übergreifendes Handeln (One-Health-Ansatz) geboten.
„Derzeit fehlt uns noch ein flächendeckender Überblick zum Vorkommen
von Antibiotika in der Umwelt. Daher brauchen wir für bestimmte
Antibiotika und andere problematische Arzneimittelwirkstoffe ein
EU-weites und verpflichtendes Monitoring – in Flüssen, Seen, Bächen, im
Grundwasser und in landwirtschaftlich genutzten Böden“, sagte
UBA-Präsidentin Krautzberger. Auch sei ratsam, Antibiotika-Resistenzen
an potentielle
Resistenz
-„Hot-Spots“ wie in Kläranlagen, Krankenhäusern, großen
Tiermastanlagen und in der Nähe von pharmazeutischen Produktionsstätten
besser zu untersuchen. Im vergangenen Jahr wurde ein EU-Aktionsplan zur
Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen veröffentlicht, in dem aber
verpflichtende Maßnahmen für die Umwelt bislang fehlen. Aus Sicht des
UBA muss die Umwelt in diesem Aktionsplan mehr Gewicht bekommen.
Auch Tierarzneimittelnutzer können einen Beitrag leisten, den
Antibiotikaeinsatz zu senken. Im Internetportal „Tierarzneimittel in der
Umwelt“ unter
www.uba.de/tierarzneimittel
stellt das UBA in über 20 Artikeln Informationen und Empfehlungen
für Landwirte, Tiermediziner und interessierte Verbraucher bereit. Diese
wurden gemeinsam mit Tierärztinnen und -ärzten sowie Landwirtinnen und
-wirten erarbeitet. Besonderen Raum nimmt die Vorbeugung ein, also
krankheitsvermeidende Haltungsbedingungen und Stärkung des Immunsystems.
Denn Tierarzneimittel, die nicht erst verabreicht werden müssen,
belasten auch nicht die Umwelt.
Hintergrund:
Die Anwendung von Antibiotika in der Tierhaltung ist in Deutschland seit
2011 um mehr als die Hälfte auf 742 Tonnen (2016) gesunken. Die Menge
an Antibiotika aus Wirkstoffklassen, die z. B. auch für die Therapie
beim Menschen wichtig sind, bleibt jedoch gleich hoch (BVL, 2017). Der
Einsatz in der Tierhaltung hat Folgen, auch für die Umwelt. Mit der
Gülle kommen die von Tieren ausgeschiedenen Antibiotikarückstände auf
unsere Äcker, wo sie sich im Boden anreichern können. Auch im Grund- und
Oberflächenwasser werden vereinzelt Rückstände von Antibiotika
nachgewiesen. Diese Rückstände in Gewässern können für einige
Wasserorganismen sehr schädlich sein. Zudem können sie die Bildung von
Resistenzen in Mikroorganismen fördern, die natürlicherweise in Böden
und im Wasser leben. Da darunter auch Mikroorganismen sein könnten, die
beim Menschen Krankheiten auslösen, sollte vermieden werden, dass
Resistenzen vermehrt in der Umwelt entstehen und sich verbreiten.
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