EU-Kommission drückt sich vor notwendigen Veränderungen der europäischen Agrarpolitik
Berlin, 29.11.2017:
Heute hat EU-Agrarkommissar Phil Hogan seine Mitteilung zur Zukunft der
Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020 vorgelegt. Aus Sicht der
Verbände Bioland, DUH, Greenpeace und des Umweltdachverbands DNR ist die
Mitteilung unzureichend und lässt angesichts
der riesigen Herausforderungen jegliche Zukunftsvision vermissen. „Kommissar
Hogan gibt seinem Vorschlag einen moderneren Anstrich, hält aber an
veralteten Strukturen fest. Über allgemeine Lippenbekenntnisse für mehr
Nachhaltigkeit in der Agrarpolitik geht
sein Papier nicht hinaus. Die entscheidenden Vorgaben für eine bessere
Integration von Umwelt und Nachhaltigkeit müssen daher in den kommenden
Monaten dringend konkretisiert und nachgebessert werden“, sagt DNR-Generalsekretär
Florian Schöne.
Die
Umwelt- und Bioverbände sind überzeugt, dass neben der Erzeugung
gesunder Lebensmittel auch die
Ziele des Pariser Klimaabkommens, die Biodiversitätsziele, die
europäischen Luftreinhalteziele und die nachhaltigen Entwicklungsziele
(SDGs) für die EU-Agrarpolitik oberste Priorität haben müssen.
„Die jetzige Agrarpolitik fördert mit einem Budget von jährlich rund
59 Milliarden Euro eine Landwirtschaft, die nicht zukunftsfähig ist. Der
Rückgang an Insekten und Vögeln, die Belastung der Gewässer mit Nitrat
und Pestiziden und die gravierenden Mängel
in der Tierhaltung zeigen deutlich, wo jetzt endlich gegengesteuert
werden muss“, so
Martin Hofstetter von Greenpeace.
Die konstant hohen Klimagasemissionen und das anhaltende Bauernhofsterben zeugen ebenfalls vom Versagen
der bisherigen Agrarpolitik. Notwendig ist daher keine kosmetische Korrektur, sondern eine grundlegende Neuausrichtung der GAP.
Bioland-Präsident
Jan Plagge sagt: „Wir Biobauern fordern, dass die GAP 2020+
ambitionierte Ziele zur Sicherung unserer Lebensgrundlagen setzt und
gesellschaftliche Leistungen der Betriebe im Umwelt- und Klimaschutz und
beim Tierwohl verstärkt honoriert. Nur wenn die
GAP echte Anreize schafft und sich von den pauschalen Direktzahlungen
schrittweise verabschiedet, kann der Einkommensbestandteil aus
Steuermitteln weiter gerechtfertigt werden."
Doch
statt klarer, EU-weiter Vorgaben und Maßnahmen setzt der
EU-Agrarkommissar auf die Renationalisierung
der GAP. Er will den einzelnen Mitgliedstaaten einen größeren
Handlungsspielraum gewähren - nicht nur in der Umsetzung, sondern auch
in der Festlegung der Ziele. Dies sehen die Verbände kritisch. Denn
mehr nationaler Spielraum klingt verlockend, ist aber
für den Zusammenhalt Europas gefährlich. Wenn jedes Land machen kann,
was es will, sind Fehlentwicklungen programmiert. Die EU muss vielmehr
einen verbindlichen Rahmen setzen, an den sich die europäische
Landwirtschaft halten muss.
Die
bisher bestehenden Instrumente in der GAP, die dem Umwelt- und
Klimaschutz dienen, will Hogan
durch ein einheitliches Instrument ersetzen. Auch die Verbände sehen
das bisherige Greening-Instrument als gescheitert an und halten ein
Fortsetzen der pauschalen Direktzahlzungen für nicht zielführend. Viel
wirksamer wäre es, gezielte Einzelmaßnahmen für
konkrete Ziele einzusetzen. Das europaweite Verbot von Glyphosat wäre
eine solche sinnvolle Maßnahme gewesen, das Artensterben zu bekämpfen.
„Im Sinne der Klima- und Biodiversitätsziele muss die Agrarpolitik wirksame Instrumente und wirtschaftlich
attraktive Anreize schaffen, die eine Abkehr von der intensiven Tierhaltung und Überdüngung ermöglichen“, so
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Zudem
hält der EU-Kommissar an der offensiven Exportstrategie der EU für
Agrarprodukte fest. Doch
wer auf dem Weltmarkt bei Agrarprodukten konkurrieren will, muss billig
produzieren. Das aber läuft höheren Umweltstandards zuwider und auch
höheren Erlösen für Landwirte. Daher muss der Fokus hin auf europäische,
nationale und besonders regionale Märkte.
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