Aktivisten erinnern in 40 Städten an Reaktorkatstrophe in Japan
Fukushima/ Hamburg, 4. 3. 2016 –
Greenpeace-Aktivisten erinnern in mehr als 40 deutschen Städten an
diesem Wochenende und am 11. März an den katastrophalen Atomunfall im
japanischen Fukushima vor fünf Jahren. Die Umweltschützer appellieren an
die japanische Regierung, die Bevölkerung nicht weiter dem atomaren
Risiko auszusetzen und alle Reaktoren endgültig abzuschalten. In einem
aktuellen Report informiert Greenpeace heute über die gravierenden
Umweltfolgen der Atomkatastrophe. „Die Folgen von Fukushima werden noch
Jahrhunderte andauern“, sagt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte
von Greenpeace. „Hunderttausende Menschen sind betroffen, weite Regionen
an der Ostküste Japans bleiben radioaktiv belastet. Die Abe-Regierung
täuscht vor, alles unter Kontrolle zu haben. Doch das ist eine Farce und
eine Missachtung der Opfer.“
Greenpeace
misst derzeit mit einem internationalen Team von Strahlenschutzexperten
die radioaktive Belastung des Pazifiks vor Fukushimas Küste.
Greenpeace-Mitarbeiter aus Japan, Deutschland, Belgien und der Schweiz
untersuchen mit Hilfe eines Unterwasserroboters (Remotely Operated
Vehicle ROV) die Kontamination des Meeresbodens. Das ROV ist mit einem
hochsensiblen Gammastrahlenspektrometer und einem Probeentnahmegerät
ausgestattet. Zu Beginn der Messtour besuchte Naoto Kan, Japans
Premierminister zur Zeit des Fukushima-Unglücks, das Aktionsschiff
Rainbow Warrior III. Kan fordert den endgültigen Ausstieg Japans aus der
Atomenergie.
Genetische Mutationen in der Tier- und Pflanzenwelt nachweisbar
Greenpeace legt heute eine Analyse der gravierenden Umweltfolgen des Atomunfalls vor. Danach setzte der
Super-GAU weiträumig langlebige radioaktive Elemente frei - wie Cäsium
137 und geringe Mengen Strontium 90 - die von Pflanzen und Tieren
aufgenommen wurden. Durch Schneeschmelzen, Wind und Regen breitet sich
die Kontamination aus der Vegetation in den Wäldern, im Süßwasser und in
den Küstenökosystemen aus. Die Auswirkungen sind bereits sichtbar:
Viele Bäume weisen Cäsium-Kontaminationen auf. Wissenschaftler fanden
Mutationen sowohl in japanischen Tannen und Zedern, im Gras und in
Schmetterlingspopulationen, DNA-geschädigte Würmer, Cäsium-Belastung in
Süßwasserfischen, verminderte Fruchtbarkeit von Schwalben und
radioaktive Kontamination eines der wichtigsten Ökosysteme – den
Flussmündungen.
Während
nur 20 Prozent des radioaktiven Fallouts aus den explodierten Reaktoren
auf die Landmasse niederging, ist die Verschmutzung enorm und weit
verbreitet. Mehr als neun Millionen Kubikmeter Atommüll lagert derzeit
an einigen Tausend Standorten in der Region Fukushima. Gereinigt wurden
bewohnte Gebiete und schmale Streifen entlang der Straßen und der
Waldränder. „Von den Bergen wird die Radioaktivität zurückkehren“, sagt
Smital. „Ein Super-GAU lässt sich nicht einfach wieder aufräumen.“

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