(BUP) Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck hat den
Antrag zur Stilllegung und zum Rückbau des Kernkraftwerks Krümmel
begrüßt. ""Wir haben lange auf diesen Schritt des Betreibers gewartet,
den ich oft angemahnt habe. Es ist gut, dass Vattenfall jetzt bereit
ist, den Rückbau des Atomkraftwerks Krümmel einzuleiten, auch wenn der
Konzern parallel noch vor einem internationalen Schiedsgericht versucht,
Schadensersatz für die deutsche Entscheidung zum Atomausstieg zu
erhalten. Damit ist auch klar, dass Vattenfall nicht heimlich doch auf
einen Wiedereinstieg in die Atomkraft in Deutschland hofft. Auch das ist
gut"", sagte er in Kiel.
Nach dem Rückbauverfahren für das
Atomkraftwerk Brunsbüttel könne nun auch das Genehmigungsverfahren für
den Abriss des Meilers in Krümmel beginnen. ""Das ist ein bedeutender
Schritt auf dem Weg zum tatsächlichen Ende der Atomenergie in
Schleswig-Holstein"", betonte Habeck.
Mehr als vier Jahre nach
dem gesetzlich beschlossenen Atomausstieg Betreibergesellschaft des
Kernkraftwerks Krümmel, Vattenfall, gestern der Atomaufsicht den
Rahmenantrag zur Stilllegung und zum Abbau des Kernkraftwerks übergeben.
""Damit ist jetzt das atomrechtlich erforderliche Verwaltungsverfahren
zum Abbau des Kernkraftwerks formal eingeleitet worden"", sagte der
Leiter der Atomaufsicht, Dr. Dr. Jan Backmann.
In einem
mehrjährigen Genehmigungsverfahren werden nun das Stilllegungs-, Abbau-,
und Entsorgungskonzept sowie der Restbetrieb während der Stilllegung zu
regeln sein. Hierfür muss Vattenfall in den nächsten Monaten noch
umfangreiche Dokumente, unter anderem in einem Sicherheitsbericht,
vorlegen. Das Vorgehen entspricht dem für das Atomkraftwerk Brunsbüttel.
Die Änderung des Atomgesetzes nach dem Atomunfall von Fukushima im
Jahre 2011 hatte dazu geführt, dass beide Kernkraftwerke die
Berechtigung zum Leistungsbetrieb verloren haben.
Mit dem
eigentlichen Abbau des Atomkraftwerks Krümmel kann erst begonnen werden,
wenn die Genehmigungsvoraussetzungen vollständig erfüllt sind und die
Genehmigung erteilt ist. Die Genehmigungsbehörde und die
Betreibergesellschaft gehen davon aus, dass bis dahin alle Brennelemente
aus der Anlage in das Zwischenlager auf dem Gelände des Kernkraftwerks
überführt worden sind. Nach derzeitiger Planung wird dies Ende 2018 der
Fall sein, so dass mit dem Abbau 2019 begonnen werden kann
Der
Rückbau wird sich über mehr als 15 Jahre erstrecken. Es müssen alle
kontaminierten Komponenten und Gebäudeteile entsorgt werden.
Umfangreiche, aufwendige ferngesteuerte Trennverfahren, unter anderem
unter Wasser, werden zum Einsatz kommen. Der Einhaltung des
Strahlenschutzes wird eine besondere Bedeutung beigemessen.
Im
Rahmen des Verwaltungsverfahrens zum Abbau des Kernkraftwerks wird die
Öffentlichkeit beteiligt und es wird eine Umweltverträglichkeitsprüfung
durchgeführt werden. Zudem hat sich die Reaktorsicherheitsbehörde bei
Vattenfall dafür eingesetzt, dass die Bevölkerung zeitnah in den
Informationsprozess zum Abbau des Kernkraftwerks – über die rechtlich
zwingende Öffentlichkeitsbeteiligung hinaus - einbezogen wird. ""Der
Rückbau eines Kernkraftwerks ist ein Generationenprojekt. Ich weiß, dass
ein solcher Prozess auch viele Fragen und teilweise Sorgen auslöst.
Deswegen ist die Beteiligung der Öffentlichkeit besonders wichtig. Die
Genehmigungsbehörde wird den Rückbau so sicher wie möglich machen. Ohne
Kernkraftwerke ist es allemal sicherer als mit ihnen"", sagte Habeck.
Daher
begrüßt die Behörde auch die Entscheidung Vattenfalls, das
Kernkraftwerk abzureißen und nicht den nach dem Atomgesetz auch
möglichen Weg des sogenannten sicheren Einschlusses zu wählen. Dem
Antrag zufolge sollen die schwach- bis mittelradioaktiven Abfälle auf
dem Gelände des Kernkraftwerks gelagert werden solange das bundesweite
Endlager dafür nicht zur Verfügung steht.
Hintergrund:
Das
Kernkraftwerk Krümmel gehört zu 50 Prozent Vattenfall und zu 50 Prozent
E.ON. Betreiber ist Vattenfall. Es ging 1983 erstmals ans Netz. Mit der
Atomgesetznovelle von 2011 verlor das Kernkraftwerk die Berechtigung zum
Leistungsbetrieb. Das Kernkraftwerk stand zuvor bereits - ausgenommen
von wenigen Betriebstagen im Juni / Juli 2009 - seit dem 28.06.2007
still. Der Stillstand war im Wesentlichen auf Schäden an den
Maschinentransformatoren zurückzuführen.
Außer Krümmel gibt es
noch zwei Kernkraftwerke in Schleswig-Holstein. Das Kernkraftwerk
Brunsbüttel ist Schleswig-Holsteins ältestes Kernkraftwerk
(Netzanbindung 1976) und wird ebenfalls von Vattenfall betrieben,
Miteigentümer ist E.ON (33,3 Prozent). Brunsbüttel darf wie Krümmel
nicht mehr ans Netz. Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren für den
Rückbau.
Einzig das Kernkraftwerk Brokdorf ist noch in Betrieb. Der
von E.ON betriebene Meiler darf nach der Atomgesetznovelle von 2011 noch
bis Ende 2021 im Leistungsbetrieb laufen. Miteigentümer ist Vattenfall
(20 Prozent).
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