Messungen
in Berlin zeigen: Baumaschinen belasten Luftqualität erheblich
–Flächendeckender Einsatz von Dieselpartikelfiltern schützt
Gesundheit und Klima
Berlin, 6.8.2014:
Abgase aus dieselbetriebenen Baumaschinen, wie sie auf Baustellen in
ganz Deutschland im Einsatz sind, schaden
in erheblichem Maße der Gesundheit und dem Klima. Darauf machten heute
die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und die Industriegewerkschaft
Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit Luftmessungen nahe der Großbaustelle zum
John F.-Kennedy-Haus in Berlin aufmerksam. Die
Ergebnisse des Tests in der Nähe von zwei dieselbetriebenen Baggern,
von denen einer mit einem geschlossenen Dieselpartikelfilter
ausgestattet war, machten deutlich, dass die Abgasreinigung einen
effektiven Schutz für Betroffene darstellt.
„Vor
zwei Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dieselabgase als
klar krebserregend eingestuft. Die Gefahren waren auch schon Jahre davor
bereits bekannt. Trotzdem unternimmt
die Politik nichts, um die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu
schützen, die tagtäglich in der Abgasfahne von dieselbetriebenen
Maschinen arbeiten“, kritisierte
Dietmar Schäfers, Stellvertretender Bundesvorsitzender der IG BAU. „Solange
es keine verbindliche Filterpflicht für Baumaschinen gibt, wird das
Recht der Arbeiter auf den Baustellen auf Arbeitsbedingungen, die ihre
Gesundheit nicht gefährden, verhöhnt.“
DUH
und IG BAU kritisierten den Gesetzgeber, der die von Baggern, Radladern
und Planierraupen ausgehende Gefahr lange Zeit ignoriert und keine
ausreichenden Schutzmaßnahmen ergriffen hat. Erforderlich
wären sowohl eine Überarbeitung der Technischen Regeln für
Gefahrenstoffe 554, die den Schutz der Arbeiter auf halboffenen und
geschlossenen Baustellen über einen verpflichtenden Einsatz von
geschlossenen Dieselpartikelfiltern regelt, sowie die Aufnahme von
Baumaschinen in die Bundesimmissionsschutzverordnung (35. BimSchV).
Jedoch haben bislang weder das zuständige Bundesministerium für Arbeit
und Soziales noch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit (BMUB) gehandelt.
Regelungen
für öffentliche Ausschreibungen von Bauvorhaben existieren erst seit
kurzem und bislang auch nur auf Landesebene. Im November 2013 forderten
die Länder den Bund in einem gemeinsamen
Beschluss der Umweltministerkonferenz auf, nationale Leitlinien für die
öffentliche Ausschreibung zu formulieren. Diese müssen nach Auffassung
von DUH und IG BAU eine Filterpflicht für alle Maschinengrößen sowohl
bei Bestands- als auch Neufahrzeugen enthalten.
„Wir
fordern eine flächendeckende Filterpflicht für alle Baumaschinen in
Deutschland. Aus diesem Grund müssen der Berliner Senat und die Deutsche
Bahn ihre Regelungen für Ausschreibungen
so überarbeiten, dass eine einheitliche Filterpflicht für alle
Maschinen besteht. Gleiches gilt für die Landesministerien in Bremen und
Baden-Württemberg, die derzeit an Vorgaben für den Einsatz
emissionsarmer Baumaschinen arbeiten und eine tatsächliche Filterpflicht
für alle Baumaschinen von Beginn an vorschreiben müssen“, erklärte
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Die
ultrafeinen Partikel der Dieselabgase aus Baumaschinen sind weniger als
0,1 Mikrometer groß und für das bloße Auge nicht erkennbar. Heute
herrscht wissenschaftlicher Konsens darüber, dass
die Teilchen Herzkreislauferkrankungen, Krebs, Atemwegskrankheiten und
Allergien verursachen. Der Arbeitsmediziner von der Berliner Charité,
Prof. Xaver Baur erläuterte, warum die Abgase so gefährlich für
die menschliche Gesundheit sind, dass nach Angaben der WHO weltweit
jedes Jahr sieben Millionen Menschen infolge der Luftverschmutzung
sterben:
„Die
ultrafeinen Partikel im Dieselabgas bestehen vorwiegend aus
Kohlenstoff, transportieren toxische Stoffe an ihrer Oberfläche und
dringen aufgrund ihrer geringen Größe über die Lunge
und die Alveolen bis in die menschliche Blutbahn ein und schädigen dort
die Gesundheit. Da Baustellenarbeiter in besonderem Maße Dieselabgasen
ausgesetzt sind, leiden sie nahezu doppelt so häufig an Lungenkrebs und
chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen
als die Allgemeinbevölkerung.“
Baur betonte, dass gleichzeitig keine Wirkungsschwelle bekannt
sei, unterhalb derer keine Gefährdung bestehe. Aus Gründen des Arbeits-
und Gesundheitsschutzes sei es deshalb dringend notwendig, die
Emissionen aus Dieselmotoren immer so gering wie möglich
zu halten.
„Die
Luft im Arbeitsumfeld von Baumaschinen, die über keine Partikelfilter
verfügen, ist um bis zu zwanzig Mal mehr mit gefährlichen Abgasen
belastet. Jemand, der sich hier regelmäßig oder
über einen längeren Zeitraum aufhält, setzt seine Gesundheit auf
Spiel“, erklärte der Experte für Luftreinhaltung
Axel Friedrich, der die Messungen mit einem mobilen Partikel-Anzahlmessgerät durchführte.
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