Mehr Demokratie e.V. - Bundesverband
Pressemitteilung
11/14
19.03.2014
EBI „Wasser ist ein Menschenrecht“: Mehr Demokratie
fordert verbindliche Instrumente auf EU-Ebene +++
EU-Kommission antwortet auf
erste erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative: Umsetzung der angekündigten
Maßnahmen bleibt abzuwarten
In einer Mitteilung von heute (19.3.) hat die
Europäische Kommission auf die erste erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative
(EBI) „Right2Water“ – Wasser ist ein Menschenrecht“ geantwortet. Die Initiatoren
hatten im September 2013 die nötigen Unterschriften einreichen. Insgesamt
1.884.790 Menschen in ganz Europa hatten unterzeichnet.
„Die Kommission
macht deutlich, dass sie das Anliegen der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner
ernst nimmt und kündigt auch konkrete Maßnahmen an. Das ist sehr erfreulich“, so
Ralf-Uwe Beck, Bundesvorstandssprecher von Mehr Demokratie. „Es bleibt jedoch
abzuwarten, was dabei verbindlich auf Ebene der Gesetzgebung herauskommt. Und es
zeigt sich auch: das Instrument ist nach wie vor zahnlos, die Initiatoren sind
auf das Wohlwollen der Kommission angewiesen. Da gibt es deutlichen
Nachbesserungsbedarf.“ Die Europäische Bürgerinitiative ist eine Möglichkeit für
EU-Bürgerinnen und -Bürger, Anregungen für Rechtsakte zu geben. Mehr Demokratie
kritisiert jedoch, dass sie keinen verbindlichen Einfluss hat und die
Europäische Kommission sich nicht danach richten muss. Der Fachverband fordert
deswegen seit langem die Einführung verbindlicher Instrumente auf europäischer
Ebene, wie europaweite Volksbegehren und Volksentscheide sowie einen direkt
gewählten Bürgerkonvent. Auch die Rahmenbedingungen für EBI werden kritisiert:
So können sie sich nicht mit Themen befassen, die auf eine Änderung der
EU-Verträge zielen. Aus Sicht von Mehr Demokratie sollte diese
Themenbeschränkung aufgehoben werden. Ein weiterer Kritikpunkt: In der
Vorprüfung durch die Europäische Kommission werden keine Initiativen
registriert, die gegen die Werte der EU verstoßen, nicht im Rahmen der
Zuständigkeit der EU-Kommission liegen oder missbräuchlich oder unernst sind.
Die Formulierungen dieser Regeln sind jedoch vage – die Kommission hat dadurch
die Möglichkeit, unliebsame Initiativen zu blockieren.
Die Initiative
„Wasser ist ein Menschenrecht“ hatte die Kommission aufgefordert, dafür zu
sorgen, dass alle Bürgerinnen und Bürger Zugang zu sauberem Trinkwasser und
sanitärer Grundversorgung haben. Darüber hinaus solle die Wasserwirtschaft nicht
den Binnenmarktregeln unterworfen und von der Liberalisierungsagenda
ausgeschlossen werden. In der heutigen Mitteilung begrüßt die Kommission die
Mobilisierung der europäischen Bürgerinnen und Bürger und betonte ausdrücklich
die Bedeutung des Rechts der Menschen auf Zugang zu unbedenklichem Trinkwasser
und Abwasserentsorgung ins besondere in Bezug auf Qualität, physische
Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit. Sie will unter anderem ihre
Rechtsvorschriften im Bereich der Wasserqualität verbessern, EU-weite
öffentliche Konsultationen zur Trinkwasserrichtlinie einleiten und auch die
einzelnen Mitgliedsstaaten stärker in die Pflicht nehmen. Ein Schwerpunkt soll
auch die Schaffung von mehr Transparenz sein, um die Möglichkeiten der
politischen Einflussnahme von Bürgerinnen und Bürgern auf lokaler, regionaler
und nationaler Ebene zu stärken.
Die EBI gibt es seit dem 1. April 2012.
Sie wurde eingeführt auf Initiative von Mehr Demokratie sowie anderen
Initiativen. Seither sind 40 EBI gestartet worden, 17 Registrierungsanträge
wurden jedoch abgelehnt. Sieben Initiativen befinden sich derzeit in der
Sammlungsphase. Derzeit haben noch zwei weitere Initiativen gute Aussichten, vor
die Kommission zu gelangen: Die kirchlich getragene EBI gegen
Stammzellenforschung („Einer von uns“) und die Tierschutzinitiative „Stop
Vivisection“.
Die Antwort der Kommission hier:
http://ec.europa.eu/citizens-initiative/public/initiatives/finalised/answered
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