Offener Brief an Olaf Scholz und Michael Neumann von Kampnagel
Lieber Olaf, lieber Michael,
eigentlich wollten wir Euch und unseren Leserinnen und Lesern heute ein
frohes neues Jahr wünschen. Doch einen besonders schönen Neustart ins
Jahr 2014 habt ihr uns leider nicht beschert.
Große Teile des
Hamburger Stadtgebiets sind seit dem Wochenende und auf unbestimmte Zeit
„Gefahrengebiet“, Bürgerrechte werden damit ausgehebelt, Platzverweise
und Durchsuchungen gehören zur neuen Tagesordnung.
In Hamburg
hat nun eine Polizei die Hoheitsmacht, die – aus kritischen
Polizeikreisen – als „eine Ordnungsmacht des finsteren Mittelalters“
bezeichnet wird. (vgl. Pressemitteilung Bundesarbeitsgemeinschaft
Kritischer Polizistinnen und Polizisten vom 05.01.2014).
Wir wundern uns, Olaf und Michael: Was ist denn los mit Euch? Woher dieser Kontrollwahn, diese Aufrüstung der Polizei?
Da werden frühkindliche Erinnerungen vom Spielplatz bei uns wach, wenn
ein anderes Kind uns die Schaufel entrissen hat. Zugegeben, da wollten
auch wir mal zuschlagen und die Faust ballen, um unsere Schaufel
zurückzubekommen. Kontrolle zurückgewinnen. Klar machen, wer Chef ist.
Aber mal ehrlich, hat uns das jemals wirklich weitergebracht? Im
Zweifel gab es doch eher Sachverluste in Form von kaputten Schaufeln.
Heute riskiert ihr statt kaputten Schaufeln lieber Bürgerrechte und
gebt Eure Aufgaben als Politiker an eine aufgeputschte Polizei ab. Statt
Gespräche zu führen mit Flüchtlingen, mit Menschen aus dem Umfeld der
Roten Flora und der Esso-Häuser-Initiative gibt es eine mediale Hetze
(ja, liebe Mopo, liebes Abendblatt, wo sind eigentlich eure kritischen
Journalisten?) gegen linke Aktivisten und harmlose Anwohner, die mit
Krawall gleichgesetzt werden. Die Stimmung auf St. Pauli erinnert an
einen Polizeitstaat – hier einige Tipps für den Umgang mit der Polizei
für unsere Leserinnen und Leser.
Wir wünschen uns ein Hamburg
der Abrüstung statt der immer weiteren Aufrüstung – Gespräche statt
Pfefferspray. Zugegeben Putin und Erdogan haben euch gelobt – aber wollt
ihr das? Dann wär’s das wohl mit unserer Freundschaft.
Wir
empfehlen euch: Werdet Softies! Noch ist es nicht zu spät, wir sind auch
nicht nachtragend! Gebt die Schaufel zurück und vielleicht wollen wir
dann auch wieder mit euch spielen.
Wie wäre es zum Beispiel mit
einem Austausch bei uns auf Kampnagel? Mal eine Runde ausquatschen mit
allen Beteiligten. Wir backen auch extra einen Kuchen. Versprochen.
In diesem Sinne: make love not Gefahrengebiet!
Dein Kampnagel
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