Niedersächsisches Umweltministerium schließt Bürgerinitiativen vom Dialog-Prozess zu Fracking aus – BBU kritisiert Gespräche hinter verschlossenen Türen

(Bonn, Hannover, 04.12.2013) Der BBU fordert das niedersächsische
Umweltministerium auf, seine neue Linie beim Fachgespräch „Fracking –
Umweltverträglichkeitsstudie“ zu revidieren und zu einem transparenten
und dialogorientierten Verfahren zurückzukehren. Das Ministerium hatte
nach nur zwei Sitzungen des Fachgesprächs sein bisheriges Vorgehen
geändert. Statt strittige Punkte zwischen den beteiligten Kreisen wie
Bürgerinitiativen und Industrie weiter erörtern zu lassen, setzt das
Ministerium nun auf einen intransparenten Behördenkreis. Dessen
Ergebnisse werden wesentliche Vorabfestlegungen zu den Kriterien einer
Umweltverträglichkeitsstudie enthalten, ohne dass die Bürgerinitiativen
hierauf Einfluss nehmen können. Das erste Treffen der behördeninternen
Arbeitsgruppe findet nach Informationen des Bundesverbandes
Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) am 5.12.2013 in den Räumlichkeiten
des in der Kritik stehenden niedersächsischen Landesamtes für Bergbau,
Energie und Geologie (LBEG) statt.
Oliver Kalusch vom
Geschäftsführenden Vorstand des BBU hat am Fachgespräch „Fracking –
Umweltverträglichkeitsstudie“ teilgenommen. Er erklärt: „In den ersten
beiden Sitzungen haben die Bürgerinitiativen mit viel Sachkompetenz und
Detailwissen die Aussagen der Gasindustrie widerlegen können. Bei einer
im Auftrag des Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung erstellten
Gliederung einer Umweltverträglichkeitsstudie konnten bereits bei einer
ersten Durchsicht zahlreiche Defizite identifiziert werden. Scharfe
Kritik musste sich die Gasindustrie auch wegen ihrer Pläne gefallen
lassen, unkonventionelle Erdgaslagerstätten, d.h. Tightgas-Lagerstätten,
in konventionelle Vorkommen umzudefinieren. So will man offensichtlich
der öffentlichen Debatte entgehen.“
Das konsequente Vorgehen
der Initiativen ist beim niedersächsischen Umweltministerium anscheinend
auf erheblichen Unmut gestoßen. So schließt es sich in einem Schreiben
vom 4.11.2013 der neuen Begriffsbildung der Gasindustrie an und legt
seine Fracking-Ziele offen. Es heißt wörtlich: „Der Landesregierung ist
jedoch daran gelegen, die Nutzung erschlossener Erdgasvorkommen
(Tightgas) und die damit verbundene konventionelle Erdgasproduktion
aufrecht zu erhalten, was ggf. auch den weiteren Einsatz der
Frac-Technologie erfordert.“ In einer weiteren Passage des Schreibens
wird dargelegt, dass wesentliche inhaltliche Arbeiten und Erörterungen
in einem „kleinen Kreis von Behördenvertreten“, einer „Behörden-AG“,
erfolgen sollen. Damit wird die Arbeit des Fachgesprächs ausgehebelt.
Kein Argument kann für den Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz
sein, dass auch die Industrie nicht in der „Behörden-AG“ vertreten ist.
Denn es ist davon auszugehen, dass das LBEG eine wesentliche Rolle in
diesem Kreis spielen wird. Dieser Behörde wirft die
Bürgerinitiativbewegung bereits länger vor, einseitig die Interessen der
Industrie zu vertreten.
Daher ist für Oliver Kalusch klar:
“Bei der Vorgehensweise des Niedersächsischen Umweltministeriums werden
die Industrieinteressen gut vertreten sein. Verlierer sind die
Bürgerinitiativen, fortschrittliche Verbände, die Betroffenen vor Ort
und die Umwelt. Wir fordern daher das Umweltministerium auf, die
Gespräche hinter verschlossenen Türen sofort zu beenden.“
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