• Großbanken unterstützen laut neuer Recherche Rüstungsfirmen, die in aktuelle Kriegsgebiete wie den Jemen exportieren
• Auch Vermögensverwalter wie DWS und Deka profitieren massiv
• Richtlinien der Finanzbranche schließen solche Rüstungsfirmen nicht aus
Berlin, 18.7.2018
Offenbar unbeeindruckt von Tod, Flucht und Vertreibung in aktuellen
Kriegsgebieten, haben deutsche Banken und Investoren in den vergangenen
drei Jahren hohe Geldsummen in Rüstungskonzerne gepumpt, die den Nahen
und Mittleren Osten massiv aufrüsten und insbesondere den Krieg im Jemen
befeuern.
Zu
diesem Ergebnis kommt die heute veröffentlichte Studie „Dirty Profits -
Unser Geld für Rüstungsexporte in Kriegs- und Krisengebiete“ der
Menschenrechtsorganisationen Facing Finance und urgewald.
10 von 17 untersuchten deutschen Banken sowie alle 4 untersuchten
deutschen Vermögensverwalter sind an Rüstungsexporteuren beteiligt, die
Länder beliefern, die gegen den Jemen Krieg führen.
Die
untersuchten Banken unterstützten die Rüstungsfirmen im Zeitraum 2015 -
2017 mit über 9 Mrd. Euro in Form von Krediten und ausgegebenen
Anleihen. Zu den größten Finanziers zählen die UniCredit
Group/HypoVereinsbank und die Deutsche Bank mit Finanzbeziehungen zu 7
bzw. 8 der 10 untersuchten Firmen, gefolgt von der Commerzbank und der
BayernLB mit je 5 Rüstungskunden. Zu den geförderten Unternehmen zählen
ThyssenKrupp mit U-Boot-Lieferungen nach Ägypten oder der deutsche
Rüstungs-„Exportweltmeister“ Rheinmetall mit Exporten an gleich 5 der
Staaten, die Krieg im Jemen führen, z.B. Kuwait oder die Vereinigten
Arabischen Emirate. Auch die US-Unternehmen Lockheed Martin, Boeing und
Raytheon, die zu den Hauptlieferanten der Golf-Allianz gehören, bekamen
Gelder von deutschen Finanzhäusern. Heraus sticht ein
750-Mio-Euro-Kredit der Unicredit Group, zu der die HypoVereinsbank
zählt, für Lockheed Martin. Dieses Unternehmen liefert seine
Rüstungsgüter gleich an 7 der 8 Mitglieder der Golf-Allianz.
„Gerade
konventionelle deutsche Banken haben offensichtlich seit Jahren und
trotz der bekannten katastrophalen humanitären Lage im Jemen kein
Problem damit, Rüstungsfirmen zu finanzieren, die den dortigen Krieg
kontinuierlich mit Waffenlieferungen befeuern“, kritisiert Thomas
Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand von Facing Finance. Unter den
untersuchten konventionellen Banken schließt lediglich die Deka Bank
aktuell die Finanzierung von Rüstungsunternehmen kategorisch aus, neben
sechs untersuchten Kirchen- und Alternativbanken.
Auch
durch Aktieninvestitionen profitieren deutsche Finanzhäuser von solchen
Geschäften - obwohl Kund*innen diese laut Umfragen klar ablehnen. DWS,
die Investment-Tochter der Deutschen Bank (ehem. Deutsche Asset
Management), hielt zum untersuchten Stichtag Anteile im Wert von über
3,4 Mrd. Euro an allen untersuchten Rüstungsexporteuren. Auch der
Sparkassen-Fondsanbieter Deka Investment (fast 670 Mio. Euro), die
Allianz (fast 600 Mio. Euro) und die Volksbanken-Fondsgesellschaft Union
Investment (470 Mio. Euro) halten Aktien an der Mehrzahl der
untersuchten Rüstungsexporteure. Die Studie zeigt außerdem, dass einige
der beliebtesten Publikumsfonds in Deutschland heute sogar in deutlich
mehr Rüstungsfirmen investieren als noch vor drei Jahren.
Barbara
Happe, Rüstungsfinanzexpertin bei urgewald, kommentiert: „Die großen
deutschen Fondsgesellschaften wollen trotz der öffentlichen Debatten
offenbar weiterhin von steigenden Aktienkursen der Rüstungsbranche
profitieren. Leider schließen auch die Fondsgesellschaften von
Sparkassen und Volksbanken Geschäfte mit dem Krieg nicht aus. Die
Kehrseite dieses vermeintlichen ‚Renditewunders‘ ist eine stetig
steigende Zahl von Toten und Verletzten in den Kriegs- und
Krisenregionen dieser Welt“.
urgewald
und Facing Finance fordern von den Finanzdienstleistern klare und
transparente Ausschlusskriterien für die Finanzierung von und
Investitionen in Rüstungsunternehmen, die in Krisen- und Kriegsregionen
oder an menschenrechtsverletzende Regime liefern.
Studie zum Download
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