Abschalten überflüssiger Meiler würde etwa 90 Millionen Tonnen CO2 einsparen
Berlin, 15. 11. 2017 – Deutschland kann
sein gefährdetes Klimaziel für das Jahr 2020 erreichen, indem die
kommende Bundesregierung überflüssige Kohlekraftwerke abschaltet.
Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 17 Gigawatt können innerhalb
der kommenden drei Jahre vom Netz genommen werden, ohne die
Versorgungssicherheit zu gefährden, zeigt eine Kurzanalyse des
Beratungsinstituts Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace. Dadurch
würde Deutschlands CO2-Ausstoß um jährlich 88 Millionen Tonnen sinken
und das Ziel erreichen, die Emissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber
1990 zu senken. Deutschland exportiert derzeit große Mengen Kohlestrom
ins Ausland. Gleichzeitig laufen moderne und weniger klimaschädliche
Gaskraftwerke oft nur auf Teillast. „Die künftige Bundesregierung darf
nicht länger zuschauen, wie Kohlekraftwerke, die niemand braucht,
Deutschlands Klimabilanz ruinieren“, sagt Greenpeace-Geschäftsführerin
Sweelin Heuss. „Eine Jamaika-Koalition muss einen geordneten und
sozialverträglichen Ausstieg aus der Kohle einleiten.“ Die Studie
online: http://gpurl.de/Y661i
Um das 2020-Ziel noch zu erreichen, muss
Deutschland laut einer Analyse des Bundesumweltministeriums 94 bis 104
Millionen Tonnen CO2 zusätzlich einsparen. Kohlekraftwerke zu schließen,
ist die einzige Maßnahme, die schnell genug die nötigen Mengen CO2
einsparen kann. „Häuser zu sanieren oder den Verkehrssektor zu verändern
dauert quälend lang. Es ist Augenwischerei, zu hoffen, dass solche
Maßnahmen schon bis 2020 viel zum Klimaschutz beitragen“, so Heuss. „Das
Gros der deutschen Klimalücke muss und kann die Kohle schließen.“
Konzerne fordern Kohleausstieg von nächster Bundesregierung
In den abschließenden
Sondierungsgesprächen für eine mögliche Jamaika-Koalition streiten die
Verhandler von Union, FDP und Grünen über die Größe der CO2-Lücke und
über den Umfang nötiger Kraftwerksabschaltungen. Union und FDP taxieren
die Menge einzusparenden CO2s auf 32 bis 66 Millionen Tonnen und
ignorieren jüngste Berechnungen des Umweltministeriums. Die Grünen
summieren die Klimalücke mit Verweis auf die Prognosen auf 90 bis 120
Millionen Tonnen, planen diese jedoch nur zur Hälfte durch die
Abschaltung von Kraftwerken zu schließen. „Wenn ein zukünftiger grüner
Umweltminister sich die Peinlichkeit ersparen will, ein Versagen beim
Klimaschutz einzuräumen, muss die Jamaika-Koalition bis 2020 deutlich
mehr Kohlekraftwerke abschalten“, so Heuss.
Auch Teile der Wirtschaft pochen darauf,
das Pariser Klimaabkommen konsequent umzusetzen. Mehr als 50 deutsche
Unternehmen, darunter DAX-Konzerne wie Siemens, SAP und die Deutsche
Telekom, forderten vergangene Woche von der nächsten Bundesregierung
einen raschen Kohleausstieg und das 40-Prozent-Ziels einzuhalten.
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