13. November 2020

Licht ins Dunkel: Deutsche Umwelthilfe präsentiert ersten Kerzencheck und fordert Transparenz bei Palmöl aus Regenwaldzerstörung

 


  • Zahlreiche Händler wie Hornbach, Roller oder Nanu Nana machen keine öffentlichen Angaben zum Einsatz von Palmöl in Kerzen
  • Ziel der Bundesregierung von 100 Prozent nachhaltigem Palmöl in Deutschland wird mit rund 30 Prozent weit verfehlt
  • Bundesregierung muss Deklarationspflicht für entwaldungskritische Rohstoffe wie Palmöl einführen
  • Gesetzliche Verpflichtung auf nationaler und EU-Ebene zum Einsatz von ausschließlich nachhaltigem Palmöl notwendig

Berlin, 13.11.2020: Für Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ist es fast unmöglich zu erkennen, ob in Kerzen Palmöl aus Regenwaldzerstörung enthalten ist. Dies ist das Ergebnis des Kerzenchecks der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Darin prüft die DUH, ob Unternehmen den Einsatz von Palmöl in Kerzen transparent machen und ob sie nachhaltig zertifiziertes Palmöl nutzen. Der Anbau von Palmöl ist vielerorts verantwortlich für Brandrodung und Raubbau in den Regenwäldern Südostasiens. Die DUH fordert, dass nur noch nachhaltig zertifiziertes Palmöl für die Produktion von Kerzen und anderen Produkten genutzt werden darf, da dieses Waldrodungen für neue Plantagen ausschließt. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen durch eine verpflichtende Deklaration direkt auf dem Produkt erkennen können, wo Palmöl enthalten ist und welche Zertifizierung für Nachhaltigkeit sorgt.

Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Die Menschen haben derzeit keine Möglichkeit herauszufinden, ob die Kerzen in ihrem Einkaufswagen mit Regenwaldzerstörung und Artenverlust in Zusammenhang stehen. Möbelhäuser wie Roller, Deko-Anbieter wie Nanu Nana und Baumärkte wie Hornbach sind gegenüber den Kunden extrem intransparent. Die Bundesregierung ist mit ihrer Strategie der freiwilligen Maßnahmen für Unternehmen kläglich daran gescheitert, den deutschen Markt bis 2020 von nicht-zertifiziertem Palmöl zu befreien. Sie muss jetzt ein Zeichen gegen neue Regenwaldrodung setzen und die Unternehmen gesetzlich verpflichten, ausschließlich nachhaltige Palmöl-Ware zu importieren.“

Knapp die Hälfte der untersuchten Unternehmen (21 von 52) hat auch nach Aufforderung der DUH nicht veröffentlicht, ob in ihren Kerzen Palmöl enthalten ist oder ob das verwendete Palmöl aus nachhaltig zertifiziertem Anbau stammt. Negativ sticht ein Großteil der untersuchten Möbelhäuser, Deko-Anbieter, Baumärkte und Großhändler heraus. Positive Beispiele sind jedoch Ikea, dm oder Metro. Der Lebensmitteleinzelhandel schneidet hingegen sehr gut ab: Enthalten Kerzen der Eigenmarken Palmöl, stammt dies zu 100 Prozent aus nachhaltigem Anbau – intransparent zum Anteil des zertifizierten Palmöls bleibt nur die Supermarktkette real.

Insgesamt geben nur 15 der 52 im DUH Kerzencheck untersuchten Unternehmen an, dass das von ihnen verwendete Palmöl ausschließlich aus nachhaltigem Anbau stammt. 3 weitere Unternehmen geben an, dass sie nachhaltiges Palmöl verwenden, allerdings nicht, zu wie viel Prozent. Kaum ein Unternehmen, das bereits nachhaltiges Palmöl in Kerzen verwendet, gibt dies jedoch auf dem Produktetikett mithilfe eines Nachhaltigkeitssiegels an.

Dazu Karoline Kickler, Palmöl-Expertin der DUH: „Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen Palmöl-Bestandteile auf allen Produkten erkennen können, nicht nur bei Lebensmitteln. Deshalb muss die gesetzliche Deklarationspflicht für Palmöl auf Non-Food Produkte ausgeweitet werden – darunter zum Beispiel Pflege- und Reinigungsprodukte. Hersteller müssen außerdem verpflichtet werden, Hinweise zur nachhaltigen Herkunft des Palmöls abzubilden. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie Palmöl aus nachhaltigem Anbau auf bestehenden Flächen unterstützen können – jedoch in Maßen. Denn weltweit steigt die Nachfrage nach Palmöl. Um Waldrodungen auch außerhalb unserer Lieferketten effektiv zu bekämpfen, muss die EU letztlich weitere Maßnahmen und Programme zum Regenwaldschutz auf den Weg bringen.“

Ein Lichtblick der DUH-Untersuchung: Einige Kerzenanbieter haben auf Anfrage der DUH bereits angekündigt, ihre Kundinnen und Kunden ab 2021 besser über entwaldungsfreies Palmöl in Kerzen zu informieren.

Hintergrund:

Etwa 8 Prozent des in Deutschland verbrauchten Palmöls wurden 2017 in Kerzen verarbeitet, jedoch stammten davon nur 30 Prozent von zertifiziert nachhaltigen, entwaldungsfreien Plantagen. Auch Paraffin – der dominierende Kerzenrohstoff – ist aus Sicht des Klimaschutzes katastrophal, da es aus der Erdölverarbeitung stammt. Deshalb muss fossiles Paraffin langfristig durch eine umweltfreundliche Alternative ersetzt werden. Letztlich empfiehlt die DUH einen maßvollen und bedachten Konsum möglichst nachhaltiger Kerzen.

Für den Kerzencheck wurden öffentlich verfügbare Daten von Webseiten genutzt. Die DUH-Bewertung wurde den Unternehmen per Mail mit der Möglichkeit zur Anpassung ihrer Webseiten mit einer Rückmeldefrist von 4 Wochen zugeschickt.

Links:

Zum ausführlichen Kerzencheck, einem Faktenpapier sowie einer Übersichtstabelle der Händler und Unternehmen:
http://l.duh.de/p201113

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