Die
zwischen dem Bundesumweltministerium und dem deutschen Einzelhandel
vereinbarte freiwillige Selbstverpflichtung verhindert eine wirksame
gesetzliche
Regelung zur Reduzierung umweltschädlicher Einweg-Plastiktüten – 2,4
Milliarden Plastiktüten pro Jahr sind ein Armutszeugnis für ein Land,
dass Spitzenreiter in der Umweltpolitik sein will – Der Verbrauch von 29
Plastiktüten pro Kopf und Jahr ist in Deutschland
sieben Mal höher als in Dänemark oder Finnland
Berlin, 15.6.2018:
Am 1. Juli 2016 trat die freiwillige Selbstverpflichtung
zwischen dem Bundesumweltministerium und dem deutschen
Einzelhandelsverband HDE zur Verringerung des Plastiktütenverbrauchs in
Kraft. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert das Instrument als
nicht ausreichend, um den Plastiktütenverbrauch auf das Niveau
anderer europäischer Länder, wie zum Beispiel in Dänemark oder Finnland
mit nur 4 Stück pro Kopf und Jahr, abzusenken. Aktuell werden in
Deutschland noch immer 29 Plastiktüten pro Kopf und Jahr verbraucht, was
insgesamt 2,4 Milliarden Stück entspricht und
nicht vereinbar ist mit den Ansprüchen des vermeintlichen
Umweltspitzenreiters in Europa.
Deshalb
fordert die DUH eine bundesweite und einheitliche Abgabe von mindestens
22 Cent auf jede verkaufte Einweg-Plastiktüte. Verwendet werden sollte
diese Abgabe zur Förderung von Mehrwegalternativen und
Sensibilisierungskampagnen zur Abfallvermeidung. Erst wenn alle
Plastiktüten verbindlich und spürbar verteuert werden, werden diese
endgültig der Vergangenheit angehören.
„Die
Weigerung der Bundesregierung, die Plastikvermeidungsstrategie der
Europäischen Union durch konsequente rechtliche Regelungen umzusetzen,
zeigt sich durch die Fortführung einer bereits in anderen Feldern
gescheiterten Politik freiwilliger Vereinbarungen mit der Wirtschaft.
Während andere EU-Staaten die Plastiktütenflut mit hohen, an den Staat
abzuführenden Abgaben wirksam eindämmen, kuscht Deutschland
vor den Handelskonzernen und begnügt sich mit einer freiwilligen
Selbstverpflichtung des Handels, Plastiktüten nicht mehr kostenlos
abzugeben. Deutschland muss in der EU-Umweltpolitik vom Bremser zum
Gestalter werden und sollte sich an progressiven Staaten
wie Irland und Dänemark orientieren“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Grund
für den noch immer viel zu hohen Plastiktütenverbrauch von jährlich 2,4
Milliarden Stück in Deutschland ist, dass sich viele Händler nicht an
die Selbstverpflichtungserklärung gebunden fühlen und sie mit dem
erzielten Verkaufspreis sogar noch ein gutes Geschäft machen. In Ländern
mit einer gesetzlichen Abgabe auf alle Plastiktüten, wie zum Beispiel
Dänemark oder Irland werden pro Kopf und Jahr nur
4 bzw. 14 Plastiktüten verbraucht.
Der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft,
Thomas Fischer, ergänzt:
„2,4 Milliarden verbrauchte Plastiktüten pro Jahr sind kein Grund zum
Durchatmen. Für die Herstellung werden
wertvolle Rohstoffe vergeudet und die Umwelt belastet, wenn die Tüten
achtlos weggeworfen werden. Gerade in urbanen Ballungsräumen und
touristischen Regionen verunstalten Plastiktüten die Landschaft. Sie
tragen in erheblichem Maße zur Verschmutzung unserer
Meere bei und werden zur tödlichen Gefahr für viele Meeresbewohner. Das
Problem noch immer viel zu vieler Plastiktüten ist nur durch
konsequente rechtliche Vorgaben von Bundesumweltministerin Svenja
Schulze zu lösen.“
Auch
Einweg-Papiertüten sind keine ökologische Alternative zu Plastiktüten.
„Zwar werden Papiertüten im Fall einer falschen Entsorgung in der
Umwelt abgebaut, aber dafür werden für die Herstellung besonders viel
Energie, Wasser und Chemikalien benötigt. Um
dieselbe Zugfestigkeit zu haben wie Plastiktüten, sind Papiertüten fast
doppelt so schwer. Daher sollten Verbraucher nicht auf Papiertüten
ausweichen, sondern so häufig wie möglich Mehrwegtaschen, Fahrradkörbe,
Klappkisten, Rucksäcke und andere Mehrwegalternativen
verwenden,“ sagt Fischer.
Links:
Hintergrundinformationen zur Plastiktüte und umweltfreundlichen Alternativen:
www.kommtnichtindietuete.de
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