15. September 2017

Zulassungsbehörde schrieb bei Glyphosat-Bewertung vom Hersteller ab


München (ots) - Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat signifikante Teile seiner Bewertung des Totalherbizids Glyphosat aus dem Zulassungsantrag von Monsanto abgeschrieben. Das berichten heute die britische Tageszeitung The Guardian und weitere Medien.

Die Bewertung des BfR war die entscheidende Vorarbeit für die europäischen Behörden EFSA und ECHA: Deren Schlussfolgerung, dass Glyphosat wahrscheinlich nicht krebserregend sei, beruht in erster Linie auf dem Bewertungsbericht des BfR und liefert die Begründung für die geplante Wiederzulassung des Wirkstoffs in der EU.

Doch wie jetzt bekannt wurde, hat das BfR die Bewertung von wissenschaftlichen Studien über die krebserzeugende, fruchtbarkeitsschädigende und DNA-schädigende Wirkung von Glyphosat über viele Seiten wortgleich aus dem Zulassungsantrag von Monsanto übernommen. Genau diese Stellen sind nach europäischem Recht entscheidend für die Frage, ob Glyphosat wieder zugelassen werden darf oder verboten werden muss.

Dazu Sophia Guttenberger, Referentin für Landwirtschaft beim Umweltinstitut München: "Wenn das BfR seine Bewertung an vielen Stellen eins zu eins beim Hersteller abschreibt, dann kommt es seiner Aufgabe der unabhängigen Risikobewertung nicht nach. Die Entscheidung, ob Glyphosat in der EU wieder zugelassen wird, ist keine Lappalie. Sie hat Auswirkungen auf den Gesundheitsschutz von rund 500 Millionen Menschen in Europa. Wir erwarten von einer Bundesbehörde eine kritische Prüfung des Zulassungsantrags, kein copy-and-paste."

An zusätzlicher Brisanz gewinnt das "Glyphosat-Plagiat" des BfR durch eine Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage des Bundestagsabgeordneten Harald Ebner: In der von Staatssekretär Peter Bleser (Bundeslandwirtschaftsministerium) gezeichneten Antwort heißt es, dass die komplette Bewertung des BfR aus der Feder von MitarbeiterInnen des Bundesinstituts stamme. Dies stellt sich nun als offensichtlich falsch heraus.

"Entweder weiß die Bundesregierung nicht, was das BfR treibt, oder sie hat den Bundestag und die Öffentlichkeit bewusst belogen. Das Vertrauen in das Zulassungsverfahren droht in beiden Fällen wie ein Kartenhaus zusammenzufallen. Wir fordern jetzt personelle Konsequenzen an der Spitze der Bundesbehörde. BfR-Präsident Hensel sollte seinen Hut nehmen. Nur durch einen Neuanfang kann das BfR wieder Vertrauen gewinnen," so Guttenberger.

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