Stickoxid-Belastung in knapp der Hälfte der Städte auch 2017 deutlich zu hoch
Frankfurt,
14. 9. 2017 – Für den Schutz vor gesundheitsschädlichen Dieselabgasen
haben 100 Greenpeace-Aktivisten heute mit einer Performance beim
Rundgang von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der Automesse IAA
demonstriert. In Patientenkitteln und mit blau gefärbten Lippen
formierten sich die Umweltschützer zunächst schweigend, dann hustend in
einer Messehalle. Später hinterließen sie Atemschutzmasken an den
Ständen mehrerer Hersteller. Diesel-Pkw sind die Hauptquelle des
Atemgifts Stickstoffdioxid (NO2) im Straßenverkehr. Die NO2-Werte liegen
nach aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes auch in diesem Jahr in
vielen Städten über den Grenzwerten. Die auf der IAA angekündigten
E-Autos kommen vielfach erst in einigen Jahren auf den Markt, während
viele Hersteller weiterhin vor allem große Geländewagen und Limousinen
mit Dieselmotor verkaufen. „Die Ankündigungen der Hersteller entschärfen
nicht die Gesundheitsrisiken durch schmutzige Diesel-Pkw“, sagt
Greenpeace-Verkehrsexperte Andree Böhling. „Die Gesundheit der Menschen
muss Bundeskanzlerin Angela Merkel wichtiger sein, als der Absatz von
Diesel-Pkw. Nur mit der blaue Plakette gegen schmutzige Diesel und mit
Hardwarenachrüstungen durch die Hersteller wird die Luft schnell
sauberer.“
An 57 der
125 bereits ausgewerteten Verkehrsmessstationen des Umweltbundesamts
liegen die Mittelwerte in den zwölf Monaten bis zum 6. September 2017
über dem Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm. Stickoxide verursachen
Atemwegserkrankungen wie Asthma und gefährden besonders die Gesundheit
von Kindern und älteren Menschen. Bereits eine langfristige Zunahme um
zehn Mikrogramm steigert die Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken,
für Kinder um durchschnittlich 15 Prozent. Das ergab eine von
Greenpeace in Auftrag gegebene Gesundheitsstudie (http://gpurl.de/dfJGf).
Nach Hochrechnungen der Europäischen Umweltagentur verursacht das
Reizgas NO2 alleine in Deutschland jährlich 10.000 vorzeitige
Todesfälle.
Auch moderne Diesel sind viel zu schmutzig
Während
Diesel-Pkw auf dem Papier immer sauberer werden, bleibt die Luft in den
belasteten Städten dreckig. Der Hauptgrund dafür: Diesel-Pkw, die laut
Umweltbundesamt knapp drei Viertel der NO2-Emissionen im Verkehr
verursachen, stoßen auf der Straße ein Vielfaches des erlaubten
Grenzwerts aus. Selbst moderne Diesel der Abgasklasse Euro 6
überschreiten den Grenzwert im Schnitt um knapp das Fünffache, haben
Messungen des Forscherverbunds ICCT ergeben. „Diesel-Pkw haben in
Innenstädten so viel zu suchen, wie Raucherecken auf der Lungenstation“,
so Böhling. „Die Hersteller wollen mit ihrem E-Auto-Blendwerk
vertuschen, dass sie ihren Kunden auch künftig Millionen von Diesel
verkaufen wollen, die eine Gefahr für die Gesundheit darstellen.“
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