• Menschenrechtslage in kolumbianischer Kohleregion bleibt verheerend
• Andere Energieversorger haben sich von umstrittenen Lieferanten getrennt
• Auch neue Uniper-Gasgeschäfte mit Aserbaidschan setzen falsches Signal
Essen, 7.6.2017
Während andere große Energieversorger aktiv werden, ignoriert Uniper
weiterhin Menschenrechtsverletzungen in seiner Kohlelieferkette. Vor der
morgigen Hauptversammlung des Düsseldorfer Energiekonzerns kritisiert
die Menschenrechtsorganisation urgewald, dass dieser noch immer
Blutkohle aus der Region Cesar in Kolumbien bezieht. Obwohl die dortigen
Kohleproduzenten Drummond und Prodeco/Glencore die Vorwürfe bezüglich
der Verwicklung in schwerste Verbrechen nicht ausräumen können, hält
Uniper an den Lieferbeziehungen fest. „Die Situation ist
unerträglich. Allein in den vergangenen Monaten wurden in Cesar drei
Vertreter der Zivilgesellschaft ermordet. Uniper muss endlich aktiv
werden“, fordert Sebastian Rötters, Energieexperte bei urgewald.
Am
4. Februar 2017 wurde Edilberto Cantillo Mesa in Cesar von zwei
unbekannten Tätern erschossen. Er hatte sich für Kleinbauern eingesetzt,
die gewaltsam von ihrem Land in der von Kohleminen geprägten Region
vertrieben wurden. In den Monaten zuvor waren Néstor Iván Martínez und
Aldemar Parra García ermordet worden. Allein zwischen 2012 und 2016
wurden mehr als 200 Menschen Opfer von Einschüchterung und Gewalt. Oft
gaben die Täter an, die Interessen der Kohlekonzerne zu verteidigen.
Während Drummond und Prodeco/Glencore jede Verantwortung von sich
weisen, lebt die Bevölkerung weiter mit Morddrohungen und Gewalt. „Die
gezielten Morde und die steigende Zahl an Drohungen gegen
zivilgesellschaftliche Akteure schüchtern Kohlekritiker ein und
gefährden Friedensbemühungen vor Ort“, kommentiert Wouter Kolk von der niederländischen Organisation PAX, die die Situation in Cesar beobachtet.
Der
italienische Energieversorger Enel hat Anfang Mai bestätigt, dass er
die Steinkohle-Importe aus der kolumbianischen Region Cesar ausgesetzt
hat. Enel ist nach DONG Energy aus Dänemark der zweite Konzern, der auf
Kohle der dort aktiven Lieferanten verzichtet. DONG hatte die
Wiederaufnahme der Geschäftsbeziehungen an die Bedingung geknüpft, dass
Drummond und Prodeco/Glencore ihre Menschenrechtsbilanz verbessern.
Rötters kommentiert: „Während Uniper, RWE und EnBW seit Jahren
herumlavieren, handeln Enel und DONG konsequent. Ein Ausschluss der
umstrittenen Lieferanten ist ein starkes und überfälliges Zeichen gegen
deren Ignoranz.“
Auch
eine Kooperation von Uniper mit SOCAR, der staatlichen Ölgesellschaft
in Aserbaidschan, weckt Sorgen in Sachen Menschenrechtsschutz.
Der Staatskonzern versorgt das autoritäre Alijew-Regime mit Einnahmen
und festigt so dessen Macht. Immer wieder lässt das Regime Kritiker mit
fadenscheinigen Begründungen einsperren.
Weitere Informationen:
urgewald-Kampagne zu „Blutkohle“
Informationen zu aktuellen Gasgeschäften der EU mit Aserbaidschan
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