• Italiens Energieversorger Enel trennt sich von Lieferanten in Kolumbien
• Damit wächst der Druck auf Bergbaukonzerne Drummond und Prodeco
• EnBW hält bisher an umstrittenen Kohleproduzenten fest
Karlsruhe/Aachen, 8.5.2017
Anlässlich der morgen stattfindenden Hauptversammlung des
Energiekonzerns EnBW in Karlsruhe fordern das Werk für
Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR und die NGO urgewald, dass EnBW dem
Beispiel europäischer Konkurrenten folgt und umgehend die
Geschäftsbeziehungen mit den umstrittenen Lieferanten Drummond (USA) und
Prodeco/Glencore (Schweiz) unterbricht. Der italienische
Energieversorger Enel hatte vergangene Woche bestätigt, die
Steinkohle-Importe von diesen Unternehmen aus der kolumbianischen Region
Cesar auszusetzen.
Enel
folgt damit dem Beispiel von DONG Energy in Dänemark und bezieht
vorerst keine „Blutkohle“ mehr von Drummond und Prodeco/Glencore. Beiden
wird vorgeworfen, illegale paramilitärische Einheiten in Kolumbien
finanziert und unterstützt zu haben und damit Mitschuld an schweren
Menschenrechtsverletzungen zu tragen. Nachdem Enel vergangenes Jahr auf
die Vorwürfe aufmerksam gemacht wurde, führte der Energieversorger
eigene Untersuchungen vor Ort durch. Auch EnBW sind die Vorwürfe
bekannt. Doch während Enel handelt, hält EnBW an Drummond und
Prodeco/Glencore fest. „Enel hat erkannt, dass mit dem Verletzen der
Menschenrechte in Cesar eine rote Linie überschritten wurde. Die EnBW
sollte diesem Beispiel folgen, statt weiter herumzulavieren“, sagt
Sebastian Rötters, Energieexperte der Umwelt- und
Menschenrechtsorganisation urgewald.
Auch
Susanne Breuer, MISEREOR-Expertin für Energiefragen in Lateinamerika,
kritisiert: „Seit 2014 dokumentiert die Gemeinde El Hatillo in Cesar
eine steigende Anzahl von Drohungen gegen Gemeindemitglieder, seit 2016
wird auch über die Präsenz von bewaffneten Männern berichtet. Die
Sicherheitslage in der Region spitzt sich zu, doch Regierung und
Minenbetreiber reagieren absolut unzureichend. Während sich andere
Stromkonzerne bewegen und ihren Einfluss nutzen, ziehen deutsche
Energieversorger keinerlei Konsequenzen.“
In
den vergangenen Monaten wurden in Cesar drei Vertreter der
Zivilgesellschaft ermordet. Zuletzt starb am 4. Februar 2017 Edilberto
Cantillo Mesa, der sich für Landrückgaben an Vertriebene eingesetzt
hatte. Zwischen 2012 und September 2016 wurden mehr als 200 Menschen
Opfer von Einschüchterung und Gewalttaten. In vielen Fällen gaben die
Täter an, die Interessen der Kohlekonzerne zu verteidigen. Während
Drummond und Prodeco/Glencore jede Verantwortung von sich weisen, leben
die Menschen in Cesar weiter mit Morddrohungen und Gewalt. MISEREOR und
urgewald betonen, dass den vom Land Baden-Württemberg kontrollierten
Konzern EnBW diese Menschenrechtslage nicht kalt lassen dürfe. EnBW
müsse von seinen Lieferanten die Einhaltung der Menschenrechte und
verbindliche Verbesserungen verlangen oder die Geschäfte ganz beenden.
Sowohl
Enel als auch DONG Energy erwägen die Wiederaufnahme der
Geschäftsbeziehungen nur unter der Bedingung, dass Drummond und
Prodeco/Glencore ihre Menschenrechtsbilanz verbessern.
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