• Bank führt Finanzkonsortium für Kohlekraftwerke in Dom. Republik an
• Massive Bestechungsvorwürfe gegen beauftragte Baufirma Odebrecht
• Energieexperte aus Dom. Republik: Projekt blockiert den Klimaschutz
Frankfurt, 17.5.2017
Während die Deutsche Bank noch ihre Skandalgeschäfte der vergangenen
Jahre verarbeitet, könnte sie im Fall der korruptionsbelasteten Firma
Odebrecht beweisen, dass es ihr ernst ist mit dem Kulturwandel. Im
Karibikstaat Dominikanische Republik steht sie an der Spitze eines
Finanzkonsortiums für zwei neue Kohlekraftwerke im Ort Punta Catalina.
Die Bauaufträge für das 2 Milliarden US-Dollar teure Projekt hat der
brasilianische Konzern Odebrecht erhalten. Diesem wird Bestechung im
Bieterprozess vorgeworfen, sein Angebot gilt als massiv überteuert. Auf
der morgigen Hauptversammlung fordern Vertreter der Organisationen
urgewald, Banktrack und CNLCC (Dom. Republik) von der Deutschen Bank,
aus dem Projekt auszusteigen.
Am
21.12.2016 hat Odebrecht vor einem New Yorker Gericht zugegeben, 92
Mio. US-Dollar an dominikanische Beamte und Mittelsmänner gezahlt zu
haben, um sich Aufträge für verschiedene Infrastrukturprojekte zwischen
2001 und 2014 zu sichern. Inwieweit dies auch Zahlungen für Punta
Catalina betrifft, wird derzeit untersucht. Die Fälle reihen sich ein in
einen größeren Schmiergeldskandal Odebrechts, der zwölf Länder
Lateinamerikas umfasst.
Die
Deutsche Bank hat sich zum Kampf gegen Korruption bekannt: als
Unterzeichner des Global Compact, einem von den UN initiierten Pakt für
verantwortliche Unternehmensführung, und in einem eigenen
Compliance-Programm. „Für Punta Catalina darf kein weiteres Geld
fließen. Ansonsten droht ein neues Reputations- und Umwelt-Desaster.
Hier kann die Deutsche Bank beweisen, wie wichtig ihr Gesetzestreue in
den von ihr finanzierten Projekten ist“, sagt Regine Richter von der Umweltorganisation urgewald.
Wie
stark die Kraftwerke künftig der Umwelt schaden würden, wird Enrique de
León von der Klimaschutzorganisation CNLCC auf der Hauptversammlung
schildern: „Mein Land ist mit einem Überfluss erneuerbarer
Energiequellen gesegnet. Statt hier einen positiven Beitrag zu leisten,
nimmt die Deutsche Bank uns mit den neuen Kohlekraftwerken über
Jahrzehnte in fossile Geiselhaft. Der Korruptionsskandal bei Odebrecht
bietet der Bank eine gute Gelegenheit, um aus diesem schmutzigen Projekt
auszusteigen.“ Die Punta-Catalina-Kraftwerke würden pro Jahr
über 6 Mio. Tonnen Kohlendioxid ausstoßen und so den CO2-Ausstoß der
Dominikanischen Republik um 20 Prozent erhöhen.
Laut
einer neuen Richtlinie will die Deutsche Bank künftig keine neuen
Kohlekraftwerke wie Punta Catalina finanzieren. Dies gilt jedoch nicht
für Firmen, die diese Kraftwerke bauen sowie für weitere klimaschädliche
Geschäfte. Greig Aitken, Kohleexperte des NGO Netzwerks BankTrack,
kommentiert: „Um das Klimaziel von Paris zu erreichen und nicht weiter
anderen Banken beim Klimaschutz hinterherzuhinken, muss die Bank
deutlich ambitionierter werden. Aus Punta Catalina sollte sie sich schon
allein aufgrund der rechtlichen Untiefen schleunigst zurückziehen.“
Weitere Informationen:
Details zum Projekt Punta Catalina (BankTrack)
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