Bessere Tierhaltung kann hohen Einsatz von Antibiotika senken
Hamburg,
18. 5. 2017 – Mit Gülle aus Schweineställen gelangen multiresistente
Keime und Antibiotika großflächig in die Umwelt. Das zeigen
Laboranalysen von 19 Gülleproben aus Schweineställen in sieben
Bundesländern, die Greenpeace beauftragt hat (alle Ergebnisse http://gpurl.de/enZo2).
13 Proben enthielten Bakterien, die gegen Beta-Lactam-Antibiotika
resistent waren. Diese werden auch Menschen häufig verabreicht. In sechs
Proben fanden sich Bakterien mit Resistenzen gegen gleich drei
Antibiotikagruppen. An multiresistenten Keimen sterben allein in Europa
jährlich etwa 25.000 Menschen. Das Problem ist so drängend, dass sich
auch die Gesundheitsminister der wichtigsten Industrie- und
Schwellenländer (G20) bei ihrem morgigen Treffen in Berlin damit
beschäftigen. „Die Agrarindustrie setzt viel zu sorglos Antibiotika in
den Ställen ein“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk
Zimmermann. „Als Konsequenz könnten Kranke künftig wieder häufiger an
harmloseren Infektionen wie Harnwegsentzündungen sterben.“ Greenpeace
fordert Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) auf, den Einsatz
von Antibiotika durch bessere Haltungsbedingungen drastisch zu senken.
15
Gülleproben enthielten darüber hinaus Rückstände von Antibiotika. In
den meisten Fällen waren es Wirkstoffe aus einer Gruppe von
Breitbandantibiotika (Tetrazykline). Die Proben kamen aus Niedersachsen,
Brandenburg, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern und
Nordrhein-Westfalen. Unabhängige Labore haben die Gülle zwischen Februar
und April 2017 untersucht. In der Tierhaltung werden mit rund 800
Tonnen im Jahr etwa so viele Antibiotika eingesetzt wie in der
Humanmedizin.
Globale Gefahr durch zunehmende Antibiotikaresistenzen
Multiresistente
Erreger werden weltweit zu einem immer größeren Problem, weil sie
Antibiotika zunehmend wirkungslos machen. Die
Weltgesundheitsorganisation warnt bereits vor einem „postantibiotischen
Zeitalter“ und fordert ein schnelles und entschiedenes Vorgehen gegen
zunehmende Resistenzen.
„Nur
eine bessere Tierhaltung mit weniger Antibiotika kann die negative
Entwicklung stoppen“, sagt Zimmermann. „Obwohl die Gefahr lange bekannt
ist, tut Minister Schmidt nichts, um das Tierleid in deutschen Ställen
zu beenden und mit besser gehaltenen, gesünderen Tieren den
Antibiotika-Einsatz zu senken.“
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